42. Valencia Marathon Trinidad Alfonso am 4. Dezember 2022: Große Überraschungen bei grandioser Veranstaltung

Mit großen Überraschungen ging die 42. Ausgabe des Valencia Marathon am Sonntag (4.12.) über die Bühne, denn am Ende hießen die Sieger Kelvin Kiptum (KEN) in 2:01:53 und Amane Beriso Shankule (ETH) in 2:14:58. Sowohl in absoluter Leistungsspitze aber auch -breite hatten die Resultate auf den Straßen der spanischen Hafenstadt historische Dimensionen, obwohl der schon im Vorfeld so gut wie sicher geglaubte Weltrekord bei den Frauen (2:14:04) die Tempohatz überlebte. Die Topfavoriten Weltmeister Tamirat Tola (ETH) in 2:03:40 als auch Superstar Letesenbet Gidey (ETH) bei ihrem Debüt in 2:16:49 liefen nur auf den Plätzen 4 sowie 2 ins spektakuläre Ziel vor dem Science Museum. Dafür schlugen sich Athleten in den Rängen hinter der Topelite mehr als beachtlich, allein 8 Landesrekorde wurden am Ende registriert.

Bis zum Start war bei dem mit Spannung erwarteten Debüt der Ausnahmeläuferin Letesenbet Gidey nicht zu erfahren, wie die vermeintliche Jagd auf den Weltrekord im Marathon der Frauen von 2:14:04 gestaltet werden sollte. Schon nach wenigen Kilometern war aber klar, dass es keine Aktion mit der “Brechstange” werden sollte, wie sie erst Anfang Oktober durch Ruth Chepngetich in Chicago mit 2:14:18 scheiterte. Mit ersten km-Splits von 3:10, 3:16, 3:14, 3:15 und 3:12 lagen drei Tempomacher, ein Pulk von Männern sowie Gidey bei 5 km in 16;07 auf Kurs zu einer Zeit von 2:16:00.  Nach Aussagen von Gideys Coach Haile Eyasu war dies so geplant, bis ca. 35 km wollte man sich an die Zeit von Kosgei heranarbeiten, was auch durch großartige Pacer fast exakt gelang. An den sehr überraschenden Ausgang dachte zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Mit Splits von 32:01 bei 10 km (letzten 5 km in 15:54), 48:01 (16:00) und 1:03:50 (15:48) bei 20 km erreichte die Frauenspitze die Hälfte nach 1:07:17 und lag damit bereits auf Kurs zu 2:14:34, also nur 16 Sekunden hinter der Durchgangszeit von Kosgei zurück. Immer erstaunlicher wurde dabei, dass Gidey unerwartet nicht allein an der Spitze agierte. Amane Beriso, die “nur” mit einer PB aus dem Jahr 2016 von 2:20:48 in Dubai ausgewiesen war, ging die Fahrt problemlos mit. Von der Tempogestaltung schien die Taktik von Coach Eyasu und vom NN Team Management aufzugehen, bei 25 km in 1:19:36 lag man noch 10 Sekunden zum WR zurück, bei 30 km in 1:35:23 waren es noch ganze 4 Sekunden.

Die Kampf um den Weltrekord hatte begonnen und schien bei 33 km in 1:44:54 nur noch eine Formsache zu sein, als der Rückstand auf den WR noch ganze 3 Sekunden betrug. Doch dann kam es ganz anders. Schon die beiden nächsten km-Splits von 3:12 und 3:14 ließen bei 35 km in 1:51:20 den Abstand zum WR-Split auf 8 Sekunden anwachsen. Dabei war das Tempo zuvor mustergültig konstant gehalten worden mit km-Splits ab 19 km von: 3:09 – 3:10 – 3:09 – 3:10 – 3:09 – 3:09 – 3:07 – 3:12 – 3:10 – 3:09 – 3:09 – 3:10 – 3:11 – 3:10. Gleichmäßiger kann man kaum laufen, was aber auch die sehr guten Bedingungen belegt, die bei Temperaturen um 13°C mit einem Taupunkt um 5°C und kaum Wind nahezu ideal waren. Auch der Kilometer nach 36 km wurde nur in 3:14 gelaufen, aber es war nicht Gidey sondern Beriso, die sich damit schnell einen Vorsprung erarbeiten konnte.

Der verbliebene Tempomacher blieb zwar bei Gidey, das konnte aber nicht verhindern, dass sich Beriso immer weiter von der Topfavoritin entfernte. Mit Splits von 3:13, 3:14, 3:17 und 3:18 hatte die Ausseiterin bei 40 km in 2:07:36 zwar den WR aus den Augen verloren, Gidey war aber dort mit 2:08:24 um fast eine Minute zurückgefallen. Die Tempohatz hinterließ auch bei Beriso sichtbare Spuren, aber mit Splits von 3:20 und 3:24 (die deutlich langsamsten im gesamten Rennen) konnte sie sich in der Topzeit von 2:14:58 ins Ziel retten, der drittschnellsten jemals in einem Marathon der Frauen gelaufenen Zeit. Dies ist neuer ähtiopischer Landesrekord und einer Verbesserung ihrer PB um fast 6 Minuten.

Amane Beriso gewann den Valencia Marathon in 2:14:58. (c) S. Hartnett

Für Gidey gab es bei der Jagd nach den Rekorden einen kleinen Rückschlag, aber in 2:16:49 lief sie immer noch das schnellste Debüt aller Zeiten und dürfte sicher mit ihrem Potential hinsichtlich des vollen Marathon keineswegs am Ende sein. Es bleibt abzuwarten, wo die 24-jährige Äthiopierin ihren nächsten Angriff auf den WR realisiert. Mit Sheila Chepkirui (KEN) in 2:17:29 und Tadu Teshome (ETH) in 2:17:36 kamen 4 Läuferinnen in unter 2:18 ins Ziel, das hat es bisher bei den Frauen noch nicht gegeben. Zu erwähnen sind ferner die Landenrekorde für Spanien durch Marta Galimany (ESP) in 2:26:14, für Australien durch die 45-jährige Sinead Diver (AUS) in 2:21:34 sowie für Kroatien durch Bojana Bjeljac (CRO) in 2:23:39. Durch die flotten Zeiten konnte sich der Valencia Marathon im Zehnermittel der schnellsten Zeiten eines Kurses mit 2:17:41 auf Rang 2 verbessern, nur London liegt mit 2:17:36 noch knapp vorne.

Bericht Männer folgt.

         Liste der Eliteathleten:       Liste der Eliteathletinnen:
ETH Getaneh Molla 2:03:34 ETH Letesenbet Gidey DEBUT
ETH Tamirat Tola 2:03:39 ETH Sutume Kebede 2:18:12
ETH Dawit Wolde 2:04:27 ETH Tiki Gelana 2:18:58
KEN Jonathan Korir 2:04:32 ETH Tigist Girma 2:19:52
ERI Hiskel Tewelde 2:04:35 ETH Etagegne Woldu 2:20:16
ETH Chalu Deso 2:04:53 ETH Amane Beriso Shankule 2:20:48
TAN Gabriel Geay 2:04:55 ETH Tadelech Bekele 2:21:40
ETH Workineh Tadesse 2:05:09 KEN Monicah Ngige 2:22:13
ERI Goitom Kifle 2:05:28 ETH Biruktayit Eshetu 2:22:40
ETH Lencho Tesfaye 2:06:18 ETH Meseret Gebre 2:23:11
KEN Geoffrey Kirui 2:06:27 ETH Adawork Aberta 2:23:39
GER Amanal Petros 2:06:27 ETH Tadu Teshome 2:23:53
SWE Samuel Tsegay 2:06:53 MOR Majida Maayouf 2:24:09
KEN Simon Kipkosgei 2:07:07 AUS Sinead Diver 2:24:11
KEN Ronald Korir 2:07:29 KEN Fancy Chemutai 2:24:27
KEN Bet. Kipkemboi 2:07:41 ITA Giovanna Epis 2:25:20
ZIM Isaac Mpofu 2:07:56 PER Gladys Tejeda 2:25:57
NZL Zane Robertson 2:08:19 CRO Bojana Bjeljac 2:26:08
FRA Mehdi Frère 2:08:55 SWE C. Wikström 2:26:42
PER Christian Pacheco 2:09:31 MEX Risper Gesabwa 2:26:55
USA Ian Butler 2:09:45 GBR Natasha Cockram 2:30:03
BRA Paulo Paula 2:09:51 USA Jennifer Bergman 2:34:37
SWE David Nilsson 2:10:09 KEN Sheila Chepkirui DEBUT
USA CJ Albertson 2:10:23 ERI Dolshi Tesfu DEBUT
SUI Julien Wanders 2:11:52 ETH Tiruye Mesfin DEBUT
KEN Alexander Mutiso DEBUT
KEN Philemon Kiplimo DEBUT
KEN Kelvin Kiptum DEBUT
ETH Milkesa Mengesha DEBUT
BEL Arnaud Dely DEBUT
NOR Z. Kbrom Mezngi DEBUT
FRA Felix Bour DEBUT