Leichtathletik EM in München – Marathon am 15. August 2022: Richard Ringer wird im Zielsprint nach 2:10:21 Europameister, Gold und Silber für die deutschen Teams

Mit einer kleinen Sensation endete heute Mittag  mit dem Sieg des deutschen Läufers Richard Ringer (GER) vom LC Rehlingen in 2:10:21 bei der EM in München. Das außergewöhnlich gute Abschneiden deutscher Läufer manifestierte sich auch durch die Silbermedaille im Teamwettbewerb der Männer und sogar dem Sieg des deutschen Frauenteams mit Miriam Dattke (GER), Domenika Mayer (GER) und Deborah Schöneborn (GER). Bei dem Sieg der Polin Aleksandra Lisowska (POL) in 2:28:36 landete zudem Miram Dattke denkbar knapp geschlagen in 2:28:42 auf Platz 4. Durch die im Vorfeld sehr umstrittenen späten Startzeiten von 10:30 (Frauen) und 11:30 Uhr (Männer) waren die Bedingungen mit sommerlichen Temperaturen um 25°C bei einem Taupunkt um 13°C alles andere als optimal und verlangte den Athleten sehr viel. Es bleibt leider ein fader Beigeschmack, warum sich nicht die Organisatoren zu deutlich früheren Startzeiten hatten durchringen können.

Zunächst waren die Frauen auf den Vierrundenkurs durch die Müchner Innenstadt gegangen und begannen das Rennen mit sehr moderaten Splits von 3:40, 10:56 und 14:30 für die ersten 1, 3 und 4 km. 5 km wurden von einem Pulk von gut 30 Athletinnen in 18:03, wobei hier alle sechs deutschen Teilnehmerinnen vorne mit dabei waren. Die waren auch noch vorne als man nach deutlich flotteren zweite 5 km in 17:21 die 10 km in 35:24 zurücklegte und damit erstmal mit einem Tempo auf 2:29:22 und einer Pace von 2:30 Stunden lag. Über 53:14 bei 1 5km und 1:10:38 bei 20 km erreichte eine 16-köpfige Spitzengruppe den Halbmarathon nach 1:14:33, wo es nun vor allem die Französin Melody Julien (FRA) das Tempo machte.

Bei 25 km in 1:28:17 hatte sich die Spitzengruppe auf 9 Läuferinnen reduziert, mit Miriam Dattke als einziger deutschen Läuferin. Doch eine wacker kämpfende Domenika Mayer von der LG Telis Finanz Regensburg stellte den Anschluss zur Spitze nach 30 km in 1:46:01 wieder her. Auf dem Weg nach 35 km in 2:05:06 war es vor allem die Schweizer Rekordhalterin Fabienne Schlumpf (SUI) und Dattke, die sich um das Tempo mühten. Bald darauf fiel aber Mitfavoritin Schlumpf überraschend zurück und als Miriam Dattke auf der Steigung nach knapp 38 km attacktierte, blieb vorne nur noch ein Quartett mit Dattke, der Polin Lisowska, Matea Parlov Kostro (CRO), die erst Ende Juli die City Night in Berlin über 10 km gewann, und der Holländerin Nienke Brinkmann (NED).

Das Finale im Marathon der Frauen: Vorne die Siegerin Lisowska, dann Parlov Kostro, Dattke und Brinkmann. (c) Livestream/Screenshot

Brinkmann hatte beim Rotterdam eine Zeit von 2:22 Stunden erzielt und hatte damit die beste Vorleistung aller Teilnehmerinnen im gesamten Feld. Die Vorentscheidung fiel nach 40 km in 2:21:18, wo sich Lisowska von ihren drei Mitstreiterinnen absetzen konnte und uneinholbar davon zog. HInter ihr entbrannte ein erbitterter Kampf um die restlichen beiden Medaillen, der zunöchst Miriam Dattke im Vorteil sah. Doch während Lisowska den Europameister-Titel in 2:28:36 nach Polen holen, mobilsierte Parlov Kostro ihre letzten Reserven und passierte Dattke kurz vor dem Ziel zu Silber in 2:28:42. Und Miriam Dattke wurde auch noch wenige Meter vor dem Ziel von Nienke Brinkmann eingeholt, womit die Niederländerin zeitgelich mit Dattke in 2:28:52 Bronze gewann.

In ihrem erst zweiten Marathon erreichte die deutsche Marathon-Meisterin Domenika Mayer Platz 6 in 2:29:21 und mit der Berlinerin Deborah Schönborn in 2:30:35 auf Platz 10 gewann die deutsche Mannschaft den Team-Wettbewerb in 7:28:48 vor Spanien in 7:29:25 und Polen in 7:40:54.

Im Gegensatz zu den Frauen legten die eine Stunde später gestarteten Männer wesenlich flotter mit ersten km-Splits von 3:01 und 6:02 los. 22 Läufer passierten vorne die Matten bei 5 km nach 15:22, dann folgten 30:40 bei 10 km und 46:23 bei 15 km. Über 1:01:45 bei 20 km erreichte man die Hälfte nach 1:05:16 und lag damit im Regime einer Zeit um 2:10 Stunden. Nach 1:17:16 bei 25 km waren bei 30 km in 1:32:45 noch 12 Athleten in der Spitzen, arunter auch die beiden deutschen Läufer Amanal Petros (GER) von der TV Wattenscheid und Richard Ringer. Bei 35 km in 1:48:36 hatte sich die Spitze auf 10 Läufer reduziert und Ringer ging sogar an die Spitze des Feldes.

Nach 37 km gab es durch eine heftige Attacke von Ayad Lamdassem (ESP), dem spnaischen Rekordhalter, eine Vorentscheidung. Als Konsequenz lag bald darauf nur noch ein Quartett an der Spitze, in der Petros vertreten war, Lamdassem fiel aber zurück. Bei 39 km in 2:00:50 konnte Richard Ringer zur den Führenden aufschließen und neben Petros hatten noch Maru Teferi (ISR), Gashu Ayale (ISR) und Nicolas Navarro (FRA) Aussichten auf den Titel. 40 km passierte das Quintett nach 2:03:47, 41 km nach 2:06:51 und nach 41,5 km konnte sich der für Israel startende gebürtige Äthiopier Maru Teferi absetzen, der im Februar in Sevilla den Landesrekord auf 2:06:58 steigern konnte.

In einem dramatischen Sprintfinale wird Richard Ringer in 2:10:21 Europameister im Marathonlauf. (c) Livestream/Screenshot

Teferi sah schon wie der sichere Sieger aus, doch von hinten kam ihm der nun heftig spurtende Richard Ringer immer näher, während Mitfavorit Petros nicht mehr mithalten konnte. Wenige Meter vor dem Ziel komnnte Ringer den Israeli passieren und gewann sensationell den Europameister-Titel in 2:10:21. Teferi blieb nur Platz 2 in 2:10:23 und sein Landsmann Gashau Ayale passierte noch Petros und wurde in 2:10:29 Dritter, während für einen enttäuschten Petros in 2:10:39 nur Platz 4 blieb. Die Teamwertung gewann überlegen Israel mit seinen äthiopischen Legionären in 6:31:48 vor dem deutschen Team, für das der Berliner Johannes Motschmann (GER) als 16. in 2:14:52 den zweiten Mannschaftsplatz in 6:35:52 absicherte.

Ergebnisse Marathon der Frauen:
1. Aleksandra Lisowska POL 2:28:36
2. Matea Parlov Kostro CRO 2:28:42
3. Nienke Brinkmann NED 2:28:52
4. Miriam Dattke GER 2:28:52
5. Giovanna Epis ITA 2:29:06
6. Domenika Mayer GER 2:29:11
7. Fionnuala McCormack IRL 2:29:25
8. Hanne Vebruggen BEL 2:29:44
9. Fabienne Schlumpf SUI 2:30:17
10. Deborah Schöneborn GER 2:30:35
Splits der führenden Läuferin:
 5 km 18:03 18:03
10 km 35:24 17:21
15 km 53:14 17:50
20 km 1:10:38 17:24
 HM 1:14:33
25 km 1:28:17 17:39
30 km 1:46:01 17:44
35 km 2:04:06 18:95
40 km 2:21:18 17:12
 Mar. 2:28:36  7:18
Ergebnisse Marathon der Männer:
1. Richard Ringer GER 2:10:21
2. Maru Teferi ISR 2:10:23
3. Gashau Ayale ISR 2:10:29
4. Amanal Petros GER 2:10:39
5. Nicolas Navarro FRA 2:10:41
6. Ayad Lamdassem ESP 2:10:52
7. Yimer Getahun ISR 2:10:56
8. Koen Naert BEL 2:11:28
9. Girmaw Amare ISR 2:11:32
10. Michael Gras FRA 2:11:39
Splits des führenden Läufers:
 5 km 15:22 15:22
10 km 30:40 15:18
15 km 46:23 15:43
20 km 1:01:45 15:22
 HM 1:05:16
25 km 1:17:16 15:31
30 km 1:32:45 15:29
35 km 1:48:36 15:51
40 km 2:03:47 15:11
 Mar. 2:10:21  6:34