In einem außergewöhnlichen Marathon-Rennen gewann der äthiopische Mitfavorit Tamirat Tola (ETH) bei der WM in Eugene (OR, USA) in 2:05:36, womit er den Meisterschaftsrekord von 2:06:55 durch Abel Kirui bei der WM 2009 in Berlin um über eine Minute steigern konnte.Mit einem von Klasse und Teilnehmerzahl überschaubaren Feld von gut 60 Läufern machte man sich bereits um 6:15 Ortszeit auf die Strecke, wobei vor allem wegen der frühen Startzeit mit Temperaturen um 15°C nahezu ideale Bedingungen für ein Ausdauerevent herrschten. Zunächst nutzte man aber diese Voraussetzungen sportlich kaum aus und begann das Rennen mit ersten km-Splits von 3:08, 3:13, 3:09 und 3:13. 5 km wurden auf dem 14 km lagen Rundkurs in 15:43 zurückgelegt, was einem wenig beeindruckenden Tempo von 2:12:38 entsprach.
Der einzige deutsche Teilnehmer Tom Gröschel (GER) aus Rostock profitierte von dieser Renngestaltung der Elite und lag mit 15:53 nur 10 Sekunden zurück. Mit zunehmender Distanz wurde dieser Rückstand allerdings schnell größer und sollte am Ende für Gröschel mit 2:14:56 auf Platz 43 über 9 Minuten auf die Zeit des Siegers betragen. Nach der 5 km-Marke zeigte sich u.a. auch der Titelverteidiger von Doha 2019 Lelisa Desisa (ETH) vorne und bei 10 km in 30:53 war man die zweiten 5 km schon in 15:10 gerannt. 15 km wurden nach 45:53 passiert und 20 km erreichte man nach 1:00:53, d.h. die letzten 10 km absolvierte man in glatten 30 Minuten, also einem 3 Minuten/km-Schnitt oder einem 2:06:35-Tempo.
Die Hälfe der Distanz nach 21,1975 km schaffte die auf 33 Läufer ausgedünnte Spitzengruppe in 1:04:09, so dass man bereits hier auf Kurs zu respektablen 2:08:18 lag. Der aktuelle Weltmeister Desisa operierte ganz am Ende des Feldes, sollte bald den Anschluss an die Spitze verlieren und erreichte als Champion von Doha diesmal das Ziel bzw. die Verteidigung seines Titels nicht. Vorne war die Fahrt etwas langsamer geworden, 25 km erreichte man nach 1:16:09 und 30 km nach 1:31:09, wo sich noch knapp 30 Aktive Hoffnungen auf den Titel machen konnten. Hier gingen nun Tola und Shumi nach vorne und reduzierten mit einem Kilometer in 2:53 die Spitzengruppe auf 18 Mitstreiter, was sich nach einem weiteren Kilometer in 2:57 auf 11 reduzierte.
Nach 33 km in 1:39:51 fiel dann die Vorentscheidung. Mit einem gewaltigen Antritt umd einem km-Split von 2:43 setzte sich Tamirat Tola von der restlichen Konkurrenz und hatte bei 35 km in 1:45:21 einen Vorsprung von 12 Sekunden auf das Quintett Bashir Abdi (BEL), Geoffrey Kamworor (KEN), Vize-Weltmeister Mosinet Geremew (ETH), Gabriel Geay (TAN) und dem kanadischen Landesrekordler Cameron Levins (CAN) herausgelaufen. Mit nachfolgenden km-Splits von 2:51, 2:46, 2:48, 2:51 und 2:53 hatte Tola bei 40 km in 1:59:30 einen Vorsprung von 53 Sekunden auf das Verfolgerduo Abdi und Geremew und eine Minute auf Kamworor und Levins. Tola konnte das aberwitzig hohe Tempo bis ins Ziel halten und absolvierte die Distanz von 40 km bis ins Ziel in einmaligen 6:06, um das Rennen und den WM-Titel in 2:05:36 zu gewinnen.
Tamirat Tola gewann überlegen den WM-Titel im Marathon der Männer. (c) Veranstalter
Wie flott der Vize-Weltmeister von London im Jahr 2017 im Schlusspart unterwegs war, belegen u.a. die Splits von 34:26 für die Strecke von 30 km bis ins Ziel und von 20:15 für die Distanz von 35 km bis ins Ziel. Eliud Kipchoge war bei seinem Fabel-Weltrekord in Berlin mit 34:54 und 20:37 jeweils deutlich langsamer unterwegs gewesen. Auch der negative (Halbmarathon-)Split Tolas ist bemerkenswert: 1:04:09 zu 1:01:27. Gleiches gilt für den 10 km-Split von 30 km nach 40 km in 28:21. Kurz vor der 41 km-Marke konnte sich Geremew von seinem Begleiter Abdi lösen und in 2:06:44 die Silbermedaille zu gewinnen. Platz 3 ging an Bashir Abdi in 2:06:48, der nun Bronzemedaillen von der WM und den Olympischen Spielen in seiner Sammlung hat.
Ähnlich grandios wie die Leistung des Siegers war auch die des Viertplatzierten Cameron Levins, der in 2:07:09 seinen kanadischen Rekord von 2:09:25 beim Toronato Waterfront Marathon im Jahr 2018 im Sinne die Wortes pulversierte. Der beste Kenianer lief erst auf Platz 5 ein. Der New York City Marathon Champion Geffrey Kamworor konnte im Finale Levins nicht mehr folgen und wurde in 2:07:14 nur Fünfter. Enttäuschend für die ansonsten mit bestechenden Leistungen bei der WM glänzenden Gastgeber war Platz 19 für den US-Star Galen Rupp (USA) in 2:09:36.
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
1. | Tamirat Tola | ETH | 2:05:36 CR |
2. | Mosinet Geremew | ETH | 2:06:44 |
3. | Bashir Abdi | BEL | 2:06:48 |
4. | Cameron Levins | CAN | 2:07:09 NR |
5. | Geoffrey Kamworor | KEN | 2:07:14 |
6. | Seifu Tura | ETH | 2:07:17 |
7. | Gabriel Geay | TAN | 2:07:31 |
8. | Daniel do Nascimento | BRA | 2:07:35 |
9. | Shumi Dechasa | BRN | 2:07:52 |
10. | Isaac Mpofu | ZIM | 2:07:56 NR |
Splits des führenden Läufers: | ||
5 km | 15:43 | |
10 km | 30:53 | 15:10 |
15 km | 45:53 | 15:00 |
20 km | 1:00:59 | 15:06 |
HM | 1:04:09 | |
25 km | 1:16:09 | 15:10 |
30 km | 1:31:09 | 15:00 |
35 km | 1:45:21 | 14:12 |
40 km | 1:59:30 | 14:09 |
Mar | 2:05:36 | 6:06 |