126. Boston Marathon am 18. April 2022: Jepchirchir gewinnt nach dramatischem Finale – Chebet bei den Männern vorne

Evans Chebet (KEN) und Peres Jepchirchir (KEN) sorgten für einen kenianischen Doppelerfolg bei der 126. Ausgabe des Boston Marathon. In sehr starken Elitefeldern waren Chebet in 2:06:51 und Jepchirchir in 2:21:01 am heutigen Montagmorgen am St. Patricks Day die schnellsten aller Teilnehmer.Bei sehr schönem Wetter und nahezu idealen Laufbedingungen war das Finale der Frauen der Höhepunkt der Veranstaltung, wo sich Jepchirchir und Ababel Yeshaneh (ETH) auf den letzten Kilometern bis zur Ziellinie ein äußerst spannendes Duell um den Sieg bei den Frauen lieferten.

Zuerst war die Männerelite an den Start gegangen, etwas später die Elitefrauen und in mehreren Wellen insgesamt gut 28000 weitere Teilnehmer, so dass man nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder auf das alte Niveau zurückfand. Durch die Verschiebung des London Marathon in den Herbst war Bostons Elitekoordinatorin Mary Kate in der Lage, großartige Starterfelder zu rekrutieren, die allerdings nur bedingt das erwartete Leistungsniveau erfüllen konnten. Zunächst war es wie bei der letzten Ausgabe der US-Läufer CJ Albertson (USA), der sich vor das Feld spannte, aber schnell wieder von der Meute gestellt wurde. Gut 30 Läufer passierten 5 km in 14:55 und bei 10 km in 29:38 waren noch 17 Athleten vorne dabei. Man lag hier auf Kurs von 2:04:59 und konnte Hoffnungen auf eine schnelle Zeit haben.

Doch danach verschleppte sich fast Boston-typisch die Fahrt wieder und 20 Läufer erreichten über 44:43 bei 15 km und 1:00:01 bei 20 km die Hälfte der Distanz im Vorort Wellesley in 1:03:24. Der Überraschungssieger von 2016 Yuki Kawauchi (JPN) lag hier schon eine volle Minute zurück und hatte mit dem weiteren Rennen nur noch wenig zu tun. In 2:11:49 wurde er am Ende unter ferner liefen auf Platz 18 im Ziel registriert. 25 km wurde von der Führungsgruppe in 1:15:25 zurückgelegt und bei 30 km in 1:30:59 hatte sich der Pulk an der Spitze auf 15 Läufer reduziert. Dies änderte sich auch auf den folgenden zwei Meilen nicht, danach blieben aber an der Spitze nur noch 7 Aktueure übrig, die nun um die Entscheidung rangen.   

Evans Chebet gewann den 126. Boston Marathon in 2:06:51. (c) Livestream/Screenshot

Es war nun Evans Chebet, der 2020 den Valencia Marathon in 2:03:00 gewinnen konnte, dernun das Tempo erhöhte, nachdem man bei 35 km in 1:46:31 auf Kurs zu einer Zeit von nur noch 2:08:25 gelegen hatte. Scheinbar mühelos setzte sich der Kenianer auf der Abwärtspassage vom Heartbreak Hill von seinen Mitstreitern ab und hatte bei 40 km in 2:00:26 einen Vorsprung von 18 Sekunden auf Mitfavorit und Sieger der Marathonläufe 2019 in Boston sowie 2020 in Valencia, Lawrence Cherono (KEN), und Benson Kipruto (KEN), der 2019 in Toronto mit Streckenrekord von 2:05:15 gewann. Dabei war Cherono den 5 km-Abschnitt von 35 km nach 40 km in eindrucksvollen 13:55 gerannt. An dieser Reihung sollte sich nichts mehr ändern. Chebet gewann in 2:06:51 vor Cherono in 2:07:21 und Kipruto in 2:07:27.

Ansonsten war von der hochkarätigen Elite nur wenig zu sehen, besonders enttäuschend darf das Abschneiden von dem mehrfachen Halbmarathon-Weltmeister und zweifachen New York City Marathon Sieger Geoffrey Kamworor (KEN) eingeschätzt werden, der in indiskutablen 2:11:49 nur den 18. Rang belegte.

Bei den Elite-Frauen startete das Rennen fast wie ein “Wandertag”, gut 30 Läuferinnen waren nach 5 km in 17:41 mit Kurs zu einer Zeit von 2:29:11 noch an der Spitze zu finden. Erst nach 10 km in 34:21 war es vor allem die Olympiasiegerin Peres Jepchirchir, die nun aufs Tempo drückte, so dass nach 15 km in 50:20 nur noch das Quartett bestehend aus Jepchirchir, Joyciline Jepkosgei (KEN), Ababel Yeshaneh (ETH) sowie Degitu Azimiraw (ETH) die Spitzengruppe bildete. Nach gut 56 Minuten konnte Azimiraw nicht mehr folgen und ein Trio bestimmte nun bis 35 km das Geschehen an der Spitze.

Bei 20 km in 1:06:10 lag das Trio auf Kurs zu einer Zeit von unter 2:20 Stunden (2:19:34) und auch unter dem Kursrekord von 2:19:59, nach der Hälfte in 1:09:41 betrug der Vorsprung auf eine fünfköpfige Verfolgergruppe schon 40 Sekunden. Über 1:22:20 bei 25 km – da war der Vorsprung des Trios auf eine volle Minute angewachsen – und 1:39:20 bei 30 km erreichte man 35 km nach 1:56:43. Hier zeigte überraschend Joyciline Jepkosgei Schwächen und fiel schnell zurück, so dass nun nur noch Jepchirchir und Yeshaneh um den Sieg stritten.

Und dieser Kampf wurde am Ende hochdramatisch. Nachdem man eine Meile vor dem Ziel den Eindruck hatte, dass sich Jepchirchir entscheidend absetzen konnte, schloss Yeshaneh die Lücke wieder und blies selbst zur Attacke. Dann war es kurz vor der langen Zielgeraden auf der Bolyston Street wieder Jepchirchir, die sich an die Spitze setzte, bevor dann wieder Yeshaneh nach vorne ging und fast schon wie die Siegerin aussah. Doch mit letzten Kräften startete Jepchirchir eine Schussattacke, die die Äthiopierin nicht mehr kontern konnte.

Jepchirhcir gewann das Renn in 2:21:01 vor Yesahneh in 2:21:05. Von hinten waren im Schlusspart Mary Ngugi (KNE) und die Lauflegende Edna Kiplagat (KEN) noch stark aufgekommen und wurden in 2:21:32 sowie 2:21:40 Dritte und Vierte. Hinter Monica Ngige (KEN) in 2:22:13 wurde Viola Cheptoo (KEN) in 2:23:47 Sechste, nachdem die Schwester von Bernard Lagat beim Debüt im November 2021 in New York City Platz 2 erlaufen konnte. Und Joyciline Jepkosgei, die Siegerin des letzten London Marathon im Oktober 2021, fiel am Ende noch bis auf Platz 7 in 2:24:43 zurück.

Ergebnisse Marathon der Männer:
1. Evans Chebet KEN 2:06:51
2. Lawrence Cherono KEN 2:07:21
3. Benson Kipruto KEN 2:07:27
4. Gabriel Geay TAN 2:07:53
5. Eric Kiptanui KEN 2:08:47
6. Albert Korir KEN 2:08:50
7. Scott Fauble USA 2:08:52
8. Jemal Yimer ETH 2:08:58
9. Elkanah Kibet USA 2:09:07
10. Kinde Atanaw ETH 2:09:16
Ergebnisse Marathon der Frauen:
1. Peres Jepchirchir KEN 2:21:01
2. Ababel Yeshaneh ETH 2:21:05
3. Mary Ngugi KEN 2:21:32
4. Edna Kiplagat KEN 2:21:40
5. Monicah Ngige KEN 2:22:13
6. Viola Cheptoo KEN 2:23:47
7. Joyciline Jepkosgei KEN 2:24:43
8. Degitu Azimeraw ETH 2:25:23
9. Charlotte Purdue GBR 2:25:26
10. Nell Rojas USA 2:25:57
Elitefeld der Männer:
Birhanu Legese 2:02:48 (Berlin, 2019) ETH
Evans Chebet 2:03:00 (Valencia, 2020) KEN
Lawrence Cherono 2:03:04 (Valencia, 2020) KEN
Sisay Lemma 2:03:36 (Berlin, 2019) ETH
Kinde Atanaw 2:03:51 (Valencia, 2019) ETH
Lemi Berhanu 2:04:33 (Dubai, 2016) ETH
Lelisa Desisa 2:04:45 (Dubai, 2013) ETH
Gabriel Geay 2:04:55 (Milan, 2021) TAN
Benson Kipruto 2:05:13 (Toronto, 2019) KEN
Geoffrey Kamworor 2:05:23 (Valencia, 2021) KEN
Eric Kiptanui 2:05:47 (Apugnano, 2020) KEN
Geoffrey Kirui 2:06:27 (Amsterdam, 2016) KEN
Albert Korir 2:08:03 (Ottawa, 2019) KEN
Jemal Yimer 2:10:38 (Boston, 2021) ETH
 Elitefeld der Frauen:
Peres Jepchirchir 2:17:16 (Valencia, 2020) KEN
Joyciline Jepkosgei 2:17:43 (London, 2021) KEN
Degitu Azimeraw 2:17:58 (London, 2021) ETH
Roza Dereje 2:18:30 (Valencia, 2019) ETH
Zeineba Yimer 2:19:28 (Valencia, 2019) ETH
Edna Kiplagat 2:19:50 (London, 2012) KTH
Tigist Girma 2:19:52 (Amsterdam, 2019) ETH
Maurine Chepkemoi 2:20:18 (Amsterdam, 2021) KENa
Sara Hall  (DNS) 2:20:32 (Chandler, 2020) USA
Desiree Linden 2:22:38 (Boston, 2011) USA
Viola Cheptoo 2:22:44 (NYC, 2021) KEN
Purity Changwony 2:22:46 (Xiamen, 2021) KEN
Charlotte Purdue 2:23:26 (London, 2021) GBR
Kellyn Taylor 2:24:28 (Duluth, 2018) USA
Molly Seidel 2:24:42 (NYC, 2021) USA
Malindi Elmore 2:24:50 (Houston, 2020) CAN
Mary Ngugi 2:25:20 (Boston, 2021) KEN
Monicah Ngige 2:25:32 (Boston, 2021) KEN
Natasha Wodak 2:26:19 (Chandler, 2020) CAN
Sara Vaughn 2:26:53 (Sacramento, 2020) USA
Nell Rojas 2:27:12 (Boston, 2021) USA
Stephanie Bruce 2:27:47 (Chicago, 2019) USA
Dakotah Lindwurm 2:29:04 (Duluth, 2021) USA
Roberta Groner^ 2:29:09 (Rotterdam, 2019) USA
Angie Orjuela 2:29:12 (Valencia, 2020) COL
Bria Wetsch 2:29:50 (Chandler, 2019) USA