Bei windigen, aber ansonsten hervorragenden äußeren Bedingungen steigerten Tamirat Tola (ETH) in 2:03:39 sowie Angela Tanui (KEN) in 2:17:57 bei der 45. Ausgabe des TCS Amsterdam Marathon beide Streckenrekorde sehr deutlich.Die Leistungen in Amsterdam sind auch die schnellsten je in einem Marathon auf niederländischem Boden erzielten Zeiten (sog. All Comers Records). Im ersten Teil des Rennens der Männer lag eine Gruppe von knapp 30 Läufern auf Kurs zu den Vorgaben im technischen Meeting mit 1:02:20 für die erste Hälfte. 5 km wurden nach 14:33, 10 km nach 29:10, 15 km nach 43:59 und 20 km nach 58:58 erreicht. Dies führte nach der Hälfte der Distanz zu einem Split von 1:02:11, womit der Streckenrekord von 2:04:06 durch Lawrecne Cherono im Jahr 2018 durchaus in Reichweite lag.
Die Spitzengruppe kurz vor der 10 km Marke. (c) Livestream/Screenshot
Nach 25 km in 1:13:49 und 30 km in 1:28:33 dünnte dann die Spitze zunehmend aus, vor allem weil auch viele der Männer vorne weit über dem Leistungsvermögen auf der Basis ihrer PBs agierten. Nach 35 km in 1:42:58, d.h. nach letzten 5 km-Abschnitten von 14:44 und 14:25, lagen neben Tola, Leul Gebresilase (ETH), Hiskel Tewelde (ERI), Afewerki Berhane (ERI), Jonathan Korir (KEN) und Bernard Koech (KEN) an der Spitze. Mit einer Projektion ins Ziel von 2:04:08 lag man fast genau im Regime des Streckenrekords.
Doch als Tola nach 1:55 Stunden kurz nach 39 km antrat, wurde das Rennen noch einmal sehr schnell und kein Mitstreiter konnte dem Mitfavoriten folgen. Dabei wollte Tola, dessen PB bei seinem dritten Platz beim Dubai Marathon 2018 exakt dem Streckenrekord in Amsterdam entspricht, eigentlich bei dem wegen der Corona Pandemie abgesagten Tokyo Marathon an den Start gehen. Tola hatte bei 40 km in 1:57:25 bereits einen Vorsprung auf Koech als ersten Verfolger von 12 Sekunden herausgelaufen und gewann souverän das Rennen in 2:03:38.
Tamirat Tola kurz vor dem Ziel auf der Bahn des Olympiastadions. (c) Livestream/Screenshot
Durch das flotte Finale mit z.B. 6:13 Minuten von 40 km bis ins Ziel blieb er am Ende noch weit unter dem alten Streckenrekord und steigerte damit auch seine PB und den niederländischen All Comers Rekord erheblich. Auch hinter dem Sieger wurden großartige Zeiten erzielt. Bernard Koech wurde in 2:04:08 Zweiter, knapp vor Leul ´Gebresilase in 2:04:12. Und auch die beiden Nächstplatzierten Jonathan Korir in 2:04:32 sowie Hiskel Tewelde in 2:04:34 blieben deutlich unter 2:05 Stunden. Mit Moses Kibet (KEN) in 2:05:19 und Afewerki Berhane (ETH) in 2:05:22 blieben insgesamt sieben Athleten unter 2:05:30, ein in der Breite hervorragendes Ergebnis, lief doch der Sieger beim diesjährigen Berlin Marathon “nur” 2:05:45.
Auch das Rennen der Frauen enttäuschte nicht. Die spätere Siegerin Tanui war erst spät ins Elitefeld aufgerückt, da sie kein Visum für die USA erhalten hatte und damit die Teilnahme beim Boston Marathon absagen musste. Bei den Frauen bestimmte zunächst eine sechsköpfige Gruppe das Geschehen an der Spitze. Über 16:57 bei 5 km, 33:31 bei 10 km, 49:48 bei 15 km und 1:06:27 bei 20 km wurde die Hälfte nach 1:10:07 erreicht. Das lag auch bei den Frauen fast exakt bei den Vorgaben von 70 Minuten. Der Streckenrekord und die Topzeit am Ende wurde allerdings nur durch eine wesentlich schnellere zweite Hälfte möglich.
Von den fünf Läuferinnen bei 25 km in 1:23:02 blieben schon kurz nach 30 km in 1:39:36 nur noch vier an der Spitze übrig: Tanui, Haven Hailu (ETH), Gebiyanesh Ayele (ETH) und Maureen Chepkemoi (KEN). Tanui zog nun das Tempo an, legte die 5 km nach 35 km (1:55:28) in 15:52 Minuten zurück und hatte damit einen Vorsprung von 11 Sekunden auf die Mitstreiterinnen herausgelaufen. Auch den Abschnitt von 35 km nach 40 km (2:11:06) absolvierte sie mit 15:38 im Weltrekord-Tempo. Und dies galt gleichfalls für den letzten Part von 40 km bis ins Ziel in grandiosen 6:51 Minuten – sicherlich eines der schnellsten Finale im Marathon der Frauen. Tanui gewann in großartigen 2:17:57, das bedeutet PB, Streckenrekord (zuvor: 2:19:26) und wie bei den Männern All Comers Rekord.
Der Konkurrenz hatte die Siegerin am Ende noch über zwei Minuten abgenommen. Maureen Chepkemoi wurde Zweite in 2:20:18, die Haven Hailu noch im Stadion um eine Sekunde abfing. Ruth van der Meijden (NED) war auf Platz 6 in 2:29:55 beste Niederländerin und errang damit den Titel einer Landesmeisterin.
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
1. | Tamirat Tola | ETH | 2:03:39 CR |
2. | Bernard Koech | KEN | 2:04:09 |
3. | Leul Gebresilase | ETH | 2:04:12 |
4. | Jonathan Korir | KEN | 2:0´4:32 |
5. | Hiskel Twelde | ERI | 2:04:35 |
6. | Moses Kibet | KEN | 2:05:20 |
7. | Afewerki Berhane | ERI | 2:05:22 |
8. | Kenneth Keter | KEN | 2:06:05 |
9. | Bernard Kipyego | KEN | 2:06:32 |
10. | Merhawi Kesete | ERI | 2:06:36 |
11. | Tesdahun Alkanew | NED | 2:06:55 |
12. | Asrar Abderehman | NED | 2:07:33 |
13. | Aychew Bantie | ETH | 2:07:33 |
14. | Workineh Tadesse | ETH | 2:07:42 |
15. | Amdework Walelegn | ETH | 2:07:48 |
16. | Mustefah Tebo | ETH | 2:07:49 |
17. | Laban Korir | KEN | 2:07:55 |
18. | Abrar Osman | ERI | 2:08:06 |
Ergebnisse Marathon der Frauen: | |||
1. | Angela Tanui | KEN | 2:17:57 |
2. | Maureen Chepkemoi | KEN | 2:20:18 |
3. | Haven Hailu | ETH | 2:20:19 |
4. | Gebiyanesh Ayele | ETH | 2:21:22 |
5. | Worknesh Alemu | ETH | 2:26:53 |
6. | Ruth van de Meijden | NED | 2:29:55 |