Spiele der XXXII. Olympiade am 7. August 2021 in Tokyo – 10.000 m der Frauen: Sifan Hassan läuft zu zweitem Gold

Mit einem eindrucksvollen Finale gewann Sifan Hassan (NED) nach dem Sieg über 5000 m auch den 10.000 m-Lauf der Frauen. Die Ausnahmeläuferin aus den Niederlanden lag am Ende in 29:55,32 vor der überraschend starken Kalkidan Gezahegne (BRN) in 29:56,18. Nur Bronze blieb am Ende für die Inhaberin des aktuellen Weltrekordes Letesenbet Gidey (ETH) in 30:01,71. Die deutsche Rekordhalterin Kostanze Klosterhalfen (GER) musste schon früh abreißen lassen und wurde in guten 31:01,97 Achte, womit sie ihren erst kürzlich aufgestellten Landesrekord von 31:01.71 denkbar knapp verfehlte.

29 Läuferinnen stellten sich zum Finale über 10.000 m dem Starter. (c) Livestream/Screenshot

Bei Temperaturen um 28°C und hoher Luftfeuchte (Taupunkt 22°C) gingen 29 Läuferinnen um 19:45 Uhr Ortszeit an den Start. Zunächst machte die Japanerin Ririka Hironaka (JPN) das Tempo und ein großer Läuferinnenpulk absolvierte 1000 m nach 3:03,0 und 2000 m nach 6:04,36. Als die Fahrt langsamer wurde und nach 3000 m in 9:10,5 der langsamste Kilometer des gesamten Rennens gelaufen wurde, ging Weltrekordlerin Gidey nach vorne und steigerte die Rundezeiten von 73 auf 70 Sekunden. 15 Läuferinnen lagen noch an der Spitze, mit Konstanze Klosterhalfen am Ende dieser Gruppe.

Mit 12:10,53 bei 4000 m wurde das Rennen in der Tat schneller und es gab mit Karoline Grovdal (NOR) und Susan Krumins (NED) erste prominente Aufgaben. Auch Klosterhalfen konnte das Tempo vorne nicht mehr mitgehen und fiel in eine Verfolgergruppe zurück. Bei 5000 m in 15:05,23 lagen 5 Läuferinnen vorne, was sich kurz darauf auf das hochkarätige Quartett Gidey, 5000 m-Weltmeisterin Hellen Obiri (KEN), Hassan und die für Bahrain startende gebürtige Äthiopierin Gezahegne reduzierte. Unverändert machte Gidey vorne eine immer schnellere Pace und nach zwei km-Abschnitten von 5 km nach 7 km in 2:56,04 und 2:56,01 konnte etwas überraschend die Kenianerin Obiri nicht mehr folgen.

In der letzten Kurve zieht Hassan an Gidey (grünes Trikot) vorbei. (c) Livestream/Screenshot

Damit waren die Medaillen an der Spitze vergeben, wobei das Trio 8000 m nach 23:56,49 erreichte, bevor Gidey ihre Mitstreiterinnen aufforderte, sich an der Tempoarbeit zu beteiligen. Als Konsequenz gab es wieder mit 3:05,9 bis 9000 m in 27:01,98 einen langsamen Kilometer, bevor es für das Trio ins Finale ging. Gidey erhöhte wieder die Pace, doch Hassan und Gezahegne hielten den Kontakt. Mitte der letzten Kurve 150 m vor dem Ziel trat Hassan an, passierte Gidey und gewann überlegen die Gold-Medaille in 29:55,32. Gidey ließ nun deutlich nach und wurde auch noch von Gezahegne überholt. Gezahegne wurde in 29:56,18 Zweite und Bronze ging mit 30,01,71 an eine sichtlich enttäuschte Gidey. Über welches Leistungspotential die Topläuferinnen verfügen belegen 2:53,34 für den Schlusskilometer und 1:01,66 für die letzten 400 m.

Mit einer halben Minute Rückstand reichte es für eine der Favoritinnen im Vorfeld Hellen Obiri in 30:24,27 nur zu Platz 4. Auch in diesem Lauf gab es somit keine Medaille für das Läuferland #1. Mit mehr als einer Minute Rückstand und soeben noch vor einer Überrundung durch die Siegerin kam Konstanze Klosterhalfen in 31:01,97 als Achte ins Ziel. Das war eine ausgezeichnete Leistung, wenn man aber den dritten Platz von der WM 2019 in Doha zum Maßstab nimmt, dann agiert die Weltspitze im Vergleich zu der 24-jährigen Deutschen in einer anderen Liga. Eine Rolle dürften allerdings heute auch die extremen Bedingungen gespielt haben, die Läuferinnen sehr individuell zu verkraften scheinen. Wenn man anschaut, wie erschöpft viele Teilnehmerinnen das Ziel erreichten, dann verdeutlicht dies ein weiteres Mal die Verantwortungslosigkeit, ausdauernden Hochleistungssport unter solchen Voraussetzungen zu betreiben.

Ergebnisse 10.000 m der Frauen:
1. Sifan Hassan NED 29:55,32
2. Kalkidan Gezahegne BRN 29:56,18
3. Letesenbet Gidey ETH 30:01,71
4. Hellen Obiri KEN 30:24,27
5. Fancine Niyonsaba BDI 30:41,93 NR
6. Irene Cheptai KEN 30:44,00
7. Ririka Hironaka JPN 31:00,71
8. Konstanze Klosterhalfen GER 31:01,97
9. Eilish McColgan GBR 31:04,46
10. Emily Sisson USA 31:09:58
11. Yasemin Can TUR 31:10,05
12. Karissa Schweizer USA 31:19,96
13. Alicia Monson USA 31:21,36
14. Andrea Seccafien CAN 31:36,36
15. Dolshi Tesfu ERI 31:37,98
Splits der führenden Läuferin:
1000 m 3:03,0 3:03,0
2000 m 6:04,4 3:01,4
3000 m 9:10,5 3:06,1
4000 m 12:10,33 2:59,87
5000 m 15:05,23 2:57,90
6000 m 18:04,27 2:56,04
7000 m 21:01,28 2:57,01
8000 m 23:56,49 2:55,21
9000 m 27:01,98 3:05,49
10000 m 29:55,32 2:53,34