Der norwegische Ausnahmeläufer Karsten Warholm (NOR) gewann am fünften Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Tokyo den 400 m-Hürdenlauf in der Fabelzeit von 45,94 Sekunden. Hinter dem Gewinner der Goldmedaille gab es einmalige Zeiten am Fließband. So blieb auch der Zweite und Mitfavorit im Vorfeld Rai Benjamin (USA) mit 46,17 Sekunden gleichfalls weit unter der alten Rekordmarke von 46,70 Sekunden, die Warholm erst in dieser Saison aufgestellt hatte. Und auch der Dritte und Gewinner der Bronzemedaille, Alison Dos Santos (BRA), lief mit 46,72 Sekunden unter 47 Sekunden und der bis zu diesem Jahr für 29 Jahre bestehenden globalen Bestmarke durch Kevin Young von 46,73 Sekunden.
Karsten Warholm vor der Anzeigetafel mit seinem neuen WR über 400 m-Hürden. (c) @kwarholm
Das Rennen begann wie erwartet mit einem stürmischen Anrennen von Warholm, dem aber Benjamin kaum nachstand. Auch der dritte Favorit im Bunde, der Brasilianer Dos Santos (BRA) hielt vorne noch halbwegs mit. Nach 11,0 Sekunden für die ersten 100 m brauchte Warholm für die 200 m 22,0, womit er geringfügig langsamer als bei seinem Weltrekord im Februar war. Die entscheidende Zeit hin zum neuen Fabel-Weltrekord machte Warholm dann auf den dritten 100 m gut, die er in 11,2 Sekunden rannte. Gegenüber dem Split bei seinem Weltrekord war er an dieser Stelle eine halbe Sekunde schneller. Benjamin hatte auf der Zielgeraden aufgeschlossen, wo Warholm seinen Rhythmus zwischen den Hürden von 13 auf 15 Schritte umstellte.
Über die letzte Hürde sprangen die deutlich in Führung liegenden beiden Läufer noch zusammen, dann konnte sich aber Warholm entscheidend absetzen. Für Warholm wurde am Ziel die erste Zeit unter 46 Sekunden angezeigt: 45,94. Für Benjamin blieb damit in 46;17 nur Silber und auch Alison Santos als Dritter blieb in 46,72 Sekunden unter 47 Sekunden. Insgesamt schafften in dem historischen Finale sechs Läufer eine Zeit von unter 48 Sekunden. Wie hochwertig, ja außergewöhnlich die Leistungen der Athleten in diesem Lauf waren, zeigt ein Vergleich mit anderen Laufdisziplinen der Leichtathletik.
Legt man für Warholms Zeit die Punktetabelle von World Athletics zu Grunde, entspricht diese einer 400 m Zeit von 42,74, einer 800 m Zeit von 1:39,79 oder einer Zeit über 3000 m-Hindernis von 7:42,59. Alle diese Leistungen liegen deutlich unterhalb der bestehenden Weltrekorde. Dies gilt erst recht auf den langen Distanzen: 5000 m in 12:25,21, 10.000 m in 25:50,26 und den Marathon in 2:00:20. Da es in der gleichen Disziplin bei den Frauen eine ähnliche Konstellation mit Weltrekordlerin Sydney McLaughlin (USA) und Dalilah Muhammad (USA) gibt, würde es nicht überraschen, wenn dort morgen Vormittag gleichfalls der Weltrekord fällt.
Wie bei den Männern ist die amtierende Inhaberin des Rekords leicht favorisiert. Es würde nicht überraschen, wenn es auch danach wieder heißt: “Dies war der beste Lauf, den man je in der Leichtathletik bei Olympischen Spielen gesehen hat.”
Splits von Karsten Warholm: | ||
100 m | 11,0 (11,2) | 11,0 (11,2) |
200 m | 22,0 (21,8) | 11,0 (10,6) |
300 m | 33,2 (33,7) | 11,2 (11,9) |
400 m | 45,94 (46,70) | 12,7 (13,0) |
() = alter WR: Warholm 46,70, Oslo 28.2.2021