Die Zeiten der Corona-Pandemie bringen das öffentliche Leben überall gehörig durcheinander und sorgen im Laufsport zu aus der Not geborenen Events, die es ohne die Beschränkungen zur Eindämmung der Virus-Infektionen nicht gegeben hätte. Neben einer ganzen Reihe von Veranstaltungen kann man dazu auch den Tuscany Camp Marathon zählen, der am 11. April ca. 200 km südlich von Florenz auf dem Flugfeld von Siena Ampugnano stattfinden soll. Nachdem bereits vor einem Monat ein Halbmarathon auf dem gleichen Gelände durch Felix Kipkoech (KEN) in 59:35 und Lonah Salpeter (ISR) in 1:07:09 Welt-Jahresbestzeiten erbrachten, soll nun ein großartiges Feld über den vollen Marathon für Furore sorgen.
Welche außergewöhnliche Qualität das Elitefeld der Männer aufweist, zeigt ein Blick in die Startliste, in der die fast unglaubliche Zahl von 26 Männern schneller als der Landesrekord von Italien durch Gelindo Bordin von 2:08:19* beim Boston Marathon 1990 gelistet ist. 36 Athleten sind am Start mit PBs von unter 2:10 Stunden. Erleben wir in diesem Lauf in den Weiten der Toscana einen Marathon mit einer ähnlichen Leistungsbreite wie kürzlich beim Lake Biwa Marathon im japanischen Otsu? Gestartet wird der Lauf bereits um 7:30 Ortszeit, und damit es am Ende auch zu schnellen Zeiten reicht, sollen zwei Tempomacher das Rennen in 62 Minuten für die ersten Hälfte anlaufen.
Leul Gebresilase gewann 2018 den Marathon in Valencia. (c) Livestream/Screenshot
Leul Gebresilase (ETH) ist mit einer Zeit von 2:04:02 der Mann mit der schnellsten Vorleistung, die er 2018 beim Dubai Marathon aufstellte. Im gleichen Jahr gewann der 28-jährige Äthiopier den Valencia Marathon in 2:04:31. Nur unwesentlich langsamer war bisher Marius Kipserem (KEN), der 2019 den Rotterdam Marathon in 2:04:11 gewann. Yemane Tsegay (ETH) lief seine PB von 2:04:48 bereits im Jahr 2012 gleichfalls als Sieger des Rotterdam Marathon. Zu beachten ist ferner der Ex-Weltmeister im Marathon Ghirmay Ghebreslassie (ERI), der seine beste Zeit vom 2:07:46 in London im Jahr 2016 lief, im gleichen Jahr gewann er in 2:07:51 in New York City und avancierte anschließen neben durchwachsenen Leistungen zu einem Meister der “DNFs”.
Marius Kimutai (BHR) ist notiert mit einer PB von 2:05:47 beim Amsterdam Marathon 2016, Deribe Robi (ETH) mit 2:05:58 in Eindhoven im Jahr 2015 sowie der Kenianer Eric Kiptanui (KEN) mit 2:06:17, der dies nach 58:42 beim Berliner Halbmarathon bei seinem Marathon Debüt in Dubai schaffte. Um die Olympianorm geht es in Siena für eine ganze Phalanx von Läufern, darunter auch die Italiener Daniele Meucci (ITA), Stefano La Rosa (ITA), Giovanni Garano (ITA) sowie Giovanni Grano (ITA), die faktisch italienische Olympia-Trials realisieren.
Das Elitefeld der Frauen ist gut, aber bei weitem nicht so stark besetzt wie das der Männer. Hier ist Tigist Abayechew (ETH) mit 2:22:45 die Frau mit der besten Vorleistung, die sie 2020 in Dubai lief. Drei weitere Läuferinnen haben PBs von unter 2:24 Stunden: Kuftu Tahir (ETH) erreichte 2019 in Ljubljana 2:23:14, Rahma Tusa (ETH) gewann 2018 den Rom Marathon in 2:23:46, hat aber seit 2019 keinen Marathon mehr bestritten, und Ruth Chebitok (KEN) wurde im Jahr 2018 nach Siegen in Barcelona und an der Gold Coast in Toronto Dritte in PB von 2:23:29. Gute Ausssichten auf einen vorderen Platz dürfte auch Angela Tanui (KEN) haben, die allerdings bisher nur mir einer PB von 2:25:18 ausgewiesen ist, mit der sie beim Istanbul Marahton im Jahr 2019 Vierte wurde.