Athletics Integrity Unit sperrt Marathon-Star Wilson Kipsang für 4 Jahre

Mit Wirkung vom 10. Januar 2020 wurde einer besten Marathonläufer aller Zeiten, der 38-jährige Kenianer Wilson Kiprotich Kipsang (KEN), für den Wettkampfbetrieb durch die Athletics Integrity Unit (AIU) des internationalen Leichtathletik-Verbandes gesperrt. Kipsang wird zur Last gelegt, zwischen April 2018 und Mai 2019 viermal nicht zu einer Dopingkontrolle verfügbar gewesen zu sein. Dabei kam nun erschwerend hinzu, dass ein entlastendes Ereignis – ein Verkehrsunfall verzögerte seine Anfahrt – überhaupt nicht am fraglichen Tag passiert war. Die Ermittler gehen deshalb von einem Betrug aus. Die Regeln des Verbandes sehen bei bereits drei verpassten Proben in einem Jahr eine Sperre von zwei Jahren vor.

Entlastend ist in diesem Fall anzumerken, dass Kipsang in seiner langjährigen Karriere nicht einmal einen positiven Doping-Befund aufzuweisen hatte. Deshalb erwägt sein Management Volare Sports aus dem Niederlanden den Gang vor den internationalen Sport-Gerichtshof CAS in Lausanne. Wegen des laufenden Verfahrens erfolgten aktuell keine weiteren Stellungsnahmen. Belastend kommt in diesem Fall dazu, dass Kipsang, der in seinem Heimatort Iten in Kenia ein Hotel betreibt, in letzter Zeit nicht unbedingt durch einen spartanischen Lebenswandel aufgefallen war.

Wilson Kipsang wurde von der AIU für 4 Jahre für den Wettkampfbetrieb gesperrt. (c) H. Winter

Kisang gehörte ohne Zweifel zu den besten Marathonläufern aller Zeiten, der u.a. das Kunststück fertig brachte, bei seinem Weltrekord-Lauf beim Berlin Marathon 2013 dem Superstar Eliud Kipchoge die einzige Niederlage im Marathonlauf zugefügt zu haben. Die Zeit des Weltrekords von 2:03:23 konnte er 2016 an gleicher Stelle auf 2:03:13 steigern. Seinen internationalen Durchbruch schaffte der umtriebige Kenianer im Jahr 2008 mit beachtlichen Leistungen bei den Halbmarathon-Läufen in Delhi (2. in 59:16) und Berlin. Nach seinem Marathon-Debüt im April 2010 als Dritter in Paris mit 2:07:13, lief er im gleichen Jahr als Sieger in Frankfurt gleich die Topzeit von 2:04:57.

2014 gewann er auch den London Marathon in 2:04:29 und war im Herbst in New York City in 2:10:59 der Beste. Ein Jahr später wurde er Zweiter in London in 2:04:47 und im September 2016 noch einmal Zweiter in Berlin in seiner aktuellen PB von 2:13:13. Seine letzte herausragende Vorstellung bot er dann Ende Februar 2017 in Tokyo, wo er als Sieger den Streckenrekord auf hochklassige 2:03:58 schraubte. Beim Berlin Marathon im Herbst 2017 stieg er aus, wie auch beim Tokyo Marathon 2018. Im September 2018 wurde er Dritter in Berlin in 2:06:48 und den vermeintlich letzten Marathon seiner Karriere beendete er in London im April 2019 auf Platz 12 in nur bedingt überzeugenden 2:09:18.

Die PBs von Wilson Kiprotich Kipang:
10 km 27:32 Delhi 9.11.2008
15 km 41:35 RAK 20.2.2009
20 km 56:52 Birmingham 11.10.2009
Halbmar. 58:59 RAK 20.2.2009
Marathon 2:03:13 Berlin 25.9.2016

Nachstehend die Stellungnahme von Wilsons Management, Volare Sports: “As the management of Mr Wilson Kipsang we have been informed of the decision of the World Athletics Disciplinary Tribunal in the case between Wilson and World Athletics. We can confirm that the Disciplinary Tribunal unfortunately found Wilson guilty of violating the Anti-Doping Rule Rules. In January 2020 World Athletics accused Wilson of alleged Whereabouts Failures (article 2.4) and alleged (attempted) tampering (article 2.5). The Disciplinary Tribunal found Wilson guilty of violation of both.

Volare Sports and Wilson strongly believe in a clean sport and support anti-doping measures for a 100%. We emphasize that there is no case of use of doping. No prohibited substance was ever found. The accusation regarding alleged/attempted tampering (article 2.5) concerned an explanation that was given in the results management process regarding a possible Whereabouts Failure and did not concern tampering with a doping test itself. The decision is not final and conclusive yet. Wilson has the opportunity to appeal the decision at the Court of Arbitration for Sport (CAS). We will study and analyze the decision of the Disciplinary Tribunal and consider the further legal steps. Pending this process we will not communicate anything more about it.”