Bei einem in der Tat ungewöhnlichen Sportfest, das mehr als deutlich unter den Auswirkungen des Corona Virus auf das öffentliche Leben litt, zeigten sich die norwegischen Ausnahmeathleten Karsten Warholm (NOR) und Jacob Ingebrigtsen (NOR) von ihrer besten Seite. Warholm “pulversierte” den Weltrekord über die kaum gelaufene Distanz von 300 m-Hürden auf 33,78; die alte Bestmarke hatte der Brite Chris Rawlinson mit 34,48 im Jahr 2002 aufgestellt.
In einem Fernduell über 2000 m zwischen Oslo und Nairobi ließen die Ingebrigtsen Brüder den kenianischen Läufern keine Chance. Der 19-jährige Jacob gewann den Lauf in Oslo mit der neuen Europarekordzeit von 4:50,1 – nur 5 Läufer waren über diese Distanz jemals schneller – , Bruder Henrik wurde in 4:53,72 Zweiter vor Bruder Filip in 4:56,91. Dazu bleibt anzumerken, dass Filip eine Stunde zuvor die 1000 m in 2:16,46 Landesrekord und Welt-Jahresbestzeit gelaufen war. Bester in Nairobi war Timothy Cheruiyot (KEN) in wenig berauschenden 5:03,05, also weit hinter den Ingebrigtsen-Brothers.
Therese Johaug entwickelt sich auch im 10.000 m-Lauf zu einer Athletin von Weltklasse-Format. (c) Bislet Games
Und noch ein weiteres norwegisches Ass stach an diesem Abend. Über 25.000 m auf der Bahn schaffte Sondre Norstad Moen (NOR) in 1:12:46,5 einen neuen Europarekord. 10.000 m hatte des Ex-Europarekordler im Marathon in 28:37,9 zurückgelegt, 20.000 m passierte er nach 57:55,0 und nach exakt einer Stunde hatte eine Strecke von 20703 m zurückgelegt. Weder bei 20 km noch nach einer Stunde konnte der schnelle Norweger die europäischen Bestmarken von Dionisio Castro von 57:48,7 sowie Jos Hermens von 20.944 m gefährden. Die alte Bestmarke über 25.000 m hatte Stephane Franke mit 1:13:35,6 bereits im Jahr 1999 im kalifornischen Walnut aufgestellt, den Weltrekord hält seit 2011 Moses Mosop mit 1:12:25,4 (Eugene).
Nach dem Lauf wurde Moen, der sein Training zuvor in Kenia auf den London Marathon abbrechen musste, bei European Athletics zitiert: “It was tough. I felt comfortable at 10, 12K. We set the pace I wanted for the European record for 20,000m, so the plan was to go for that too. I even hoped (during the race) I might be able to push for the 25,000m world record. After 13K, I could feel the pace. It was a little bit much, so I reduced it a bit, but it wasn’t easy to stay relaxed. At 21-22K I started to feel a bit tired but by then I knew I was well within the European record for 25,000m so I did what I promised. I am very happy. I’ve been doing a lot of long, tough sessions on the road on my own, so to run hard for 30-40K is something I’m used to. It’s tough on the track but the pacemakers did a good job. It was a good day.”
Anschließend lief dann ferner die Weltklasse-Skilangläuferin Therese Johaug (NOR) in einem Sololauf über 10.000 m in 31:40,67 eine Jahres-Weltbestzeit. Insgesamt war das eine gelungene Veranstaltung, die im Rahmen der Möglichkeiten bot, was aktuell machbar erscheint. Aber ein wenig trist wirkte trotz der beeindruckenden Leistungen die Szenerie schon. Ansonsten gibt es mathematisch sicherlich fast beliebig viele Distanzen, auf denen noch Rekorde zu verbessern wären. Wie wäre es mit 101 m oder 5/16 Meile, etc. Es wird höchste Zeit, dass man in das Regime der Normalität zurückfindet. Und dies gilt nicht nur für den Sport.