Mit einer Überraschung endete die 2. Ausgabe des ADNOC Abu Dhabi Marathon, denn der Tempomacher Reuben Kipyego (KEN) lief durch und gewann in der Topzeit von 2:04:40. Der Vorjahressieger und Topfavorit Marius Kipserem (KEN) war bereits nach 54 Minuten ausgestiegen und hatte damit das Feld der Konkurrenz überlassen. Bei den Frauen lief Vivian Kiplagat (KEN) zusammen mit einem (männlichen) Tempomacher ein einsames Rennen an der Spitze. Sie gewann in angesichts der äußeren Bedingungen gleichfalls beachtlichen 2:21:11.
Start zum Abu Dhabi Marathon um 6 Uhr Ortszeit. Ganz vorne Deribe Robi, der seine Mütze erst nach der Hälfte des Rennens absetzte und dann nach 40 km(!?) aufgab. (c) Veranstalter
Pünktlich um 6 Uhr Ortzeit hatten sich etwa 1200 Läufer auf die Marathonstrecke durch das Emirat gemacht, wobei sich an der Spitze schnell mit km-Splits um 2:55 eine 18-köpfige Gruppe vom Rest des Feldes abgesetzt hatte. Eine erste Überraschung war die aktive Rolle von einem der (vermeintlichen) Topstars Dickson Chumba (KEN) an der Tempogestaltung, der mit 12 weiteren Athleten die ersten 5 km in 14:45 passierte, womit man auf Kurs zu einer Zeit von 2:04:20 lag. Die äußeren Bedingungen waren im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter, bei Temperaturen um 20°C lag der Taupunkt bei 16°C (rel. Feuchte 71%). Dies schien erste Konsequenzen auf das Tempo der Spitze zunehmen, denn 10 km wurden erst nach 29:55 erreicht.
Nach 18 km stieg der Vorjahressieger und Topfavorit Marius Kipserem überraschend aus dem Rennen. (c) ADSports/Screenshot
Hier stieg Chumba unvermittelt aus und Kipyego machte nun vorne das Tempo. 15 km wurden in 44:50 gelaufen, womit acht Läufer auf Kurs zu einer Zeit um 2:06 Stunden lagen. Schon bald darauf verabschiedeten sich die meisten Favoriten aus der Spitze und zum Teil aus dem Rennen. Allen voran war das der Vorjahressieger Kipserem, der nach 17 km zurückfiel, um nach 18 km den Lauf vorzeitig zu beenden. Über 59:42 bei 20 km waren beim Halbmarathon in 1:02:54 noch fünf Läufer in der Spitzengruppe, aus der der Sieger des Paris Marathon von 2019 Abrha Milaw (ETH) herausgefallen war und dort schon 30 Sekunden zurücklag.
Als es nun von der Halbinsel wieder auf das Festland ging, zog Kipyego das Tempo enorm an und lief den kommenden 5 km-Abschnitt in 14:15 Minuten. Domit lag er bei 25 km in 1:13:57 auf Kurs zu einer Zeit von 2:04:50 und hatte damit die letzten beiden Konkurrenten Joel Kimurer (KEN) und Fikadu Haftu (ETH), der mit einer HM-PB von 59:08 sein Debüt über die volle Distanz gab, hinter sich gelassen. Bei 30 km in 1:28:23 hatte Kipyego den Vorsprung auf das Verfolgerduo auf 37 Sekunden ausbauen können, auch die letzten 5 km lief er mit 14:26 wieder sehr flott. Als Kipyego die gegenüber dem Vorjahr leicht modifizierte Wende bei 35 km nach 1:43:06 erreichte, war sogar eine Zeit von unter 2:04 Stunden noch möglich, doch am Ende fehlten dem Kenianer, der erst Ende September als Zweiter beim Marathon in Buenos Aires 2:05:18 lief, etwas die Kräfte.
Der Tempomacher Reuben Kipyego gewann den 2. Abu Dhabi Marathon. (c) ADSports/Screenshot
Im Vorfeld war übrigens abgeklärt worden, dass die “Hasen” durchlaufen durften; eine Maßnahme, die eigentlich überall praktiziert werden sollte, denn Pacer gehören im eigentlichen Sinne nur zum Wettbewerb, wenn sie dem Rest des Teilnehmerfelds gleichgestellt sind und damit auch das Rennen beenden dürfen. Hinter Kipyego ließ Kimurer seinen jungen äthiopischen Mitstreiter Haftu zurück, der nun einbrach und am Ende in 2:11:21 nur Sechster wurde. Kipyegos km-Splits rutschten in der Schlussphase auf über 3 Minuten, aber über 1:58:00 bei 40 km gewann er überlegen das Rennen in 2:04:40 und eine Preissumme von 100.000 US$.
Auf Platz 2 konnte Joel Kimurer in 2:06:21 seine PB aus dem Jahr 2013 von 2:07:48 deutlich verbessern und als Dritter lief sich noch Fikadu Girma (ETH) in 2:08:57 nach vorne. Da es in diesem Jahr keine Anzeichen für irreguläre Splits gab, dürfte alles seine Ordnung gehabt haben und Kipyegos Kursrekord kann die Aufnahme in die Bestenlisten finden. Mit dieser Zeit hat sich Abu Dhabi in die vorderste Front der Kursrekorde internationaler Events katapultiert, wobei ein “Hase” mit den “Vaporflys” an den Füßen die Leistungsbilanz maßgeblich rettete. Die Art und Weise, wie Reuben Kipyego diese Zeit auf das Pflaster des Emirats legte, war beeindruckend und lässt für die Zukunft hoffen. Zumal die äußeren Bedingungen (Taupunkt 16°C !) nicht einfach waren. Im internen “freundschaftlichen” Wettbewerb mit dem Bruder im Norden wird der Dubai Marathon Ende Januar 2020 leistungsmäßig aber wohl wieder an Abu Dhabi vorbeiziehen.
Vivian Kiplagat und ihr Tempomacher Geoffrey Pyego waren über die volle Distanz (bis auf das Finale!) ein unzertrennliches Paar. (c) ADSports/Livestream
Das Rennen der Frauen war eine One-Women-Show von Vivian Kiplagat, die sich beim Mailand Marathon im Frühjahr auf 2:22:25 gesteigert hatte. Zusammen mit dem Pacemaker Geoffrey Pyego (KEN) lag die Kenianerin in sehr flotten 9:22 für die ersten 3 km weit vor der Konkurrenz, bei 5 km in 16:06 war sie auf Kurs zu einer Zeit von 2:15:52 und damit 15 Sekunden vor den Verfolgerinnen Wude Ayalew (ETH) und Eunice Chumba (BHR). Über 32:34 bei 10 km, 49:00 bei 15 km und 1:05:32 bei 20 km passierte die Spitzenreiterin die Halbmarathonmarke nach 1:09:13 und lag damit auf Kurs zu einer Zeit um 2:18 Stunden sowie 47 Sekunden vor Ayalew.
Vivian Kiplagat gewann den 2. Abu Dhabi Marathon. (c) ADSports/Screenshot
Über 25 km in 1:22:03 und 30 km in 1:38:42 (Kurs zu 2:18:49) war Ayalew in 1:39:12 etwas näher heran gekommen, konnte die Kenianerin aber nicht mehr einholen. Die passierte 35 km nach 1:55:47 und 40 km in 2:13:27, um das Rennen nach 2:21:11 zu gewinnen. Fast drei Minuten musste man auf die Zweitplatzierte Wude Ayalew warten, die 2:24:03 lief und damit ihre PB um 3 Minuten steigerte. Und Platz 3 ging an die Debütantin Yeshi Kalayu (ETH) in 2:24:28, die Eunice Chumba mit 2:26:43 im Finale noch überholen konnte. Damit feierte Abu Dhabi eine gelungene zweite Auflage seines Marathon, der in allen Belangen bestens organisiert war und sich ohne Frage schnell in der globalen Szene etablieren wird. In diversen Wettbewerben waren insgesamt ca. 15.000 Läufer auf den Beinen.
Die Medaille für alle Finisher. (c) Veranstalter
Splits der führenden Läuferin: | ||
5 km | 16:06 | 16:06 |
10 km | 32:34 | 16:28 |
15 km | 49:00 | 16:26 |
20 km | 1:05:32 | 16:32 |
HM | 1:09:13 | |
25 km | 1:22:03 | 16:31 |
30 km | 1:38:42 | 16:39 |
35 km | 1:55:47 | 17:05 |
40 km | 2:13:27 | 17:40 |
Marathon | 2:21:11 | 7:44 |
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
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1. | Reuben Kiprop KIPYEGO | KEN | 2:04:40 |
2. | Joel Kemboi KIMURER | KEN | 2:06:21 |
3. | Fikadu TEFERI GIRMA | ETH | 2:09:16 |
4. | Samir JOUAHER | MAR | 2:09:32 |
5. | Asnake NEGAWO DUBRE | ETH | 2:09:48 |
6. | Fikadu TSADIK HAFTU | ETH | 2:11:21 |
7. | Lucas Kimeli ROTICH | KEN | 2:12:44 |
8. | Gosa Girma TEFERA | ETH | 2:13:30 |
9. | Anouar EL GHOUZ | MAR | 2:13:46 |
10. | Mohammed MIRA | MAR | 2:14:46 |
Splits des führenden Läufers: | ||
5 km | 14:45 | 14:45 |
10 km | 29:55 | 15:10 |
15 km | 44:50 | 14:55 |
20 km | 59:42 | 14:52 |
HM | 1:02:54 | |
25 km | 1:13:57 | 14:15 |
30 km | 1:28:23 | 14:26 |
35 km | 1:43:06 | 14:43 |
40 km | 1:58:00 | 14:54 |
Marathon | 2:04:40 | 6:40 |
Liste der Eliteathleten: | |||
Marius Kipserem | KEN | 2:04:11 | Rotterdam 2019 |
Dickson Chumba | KEN | 2:04:32 | Chicago 2014 |
Deribe Robi | ETH | 2:05:58 | Einhoven 2015 |
Abrha Milaw | ETH | 2:07:05 | Paris 2019 |
Lucas Rotich | KEN | 2:07:17 | Rotterdam 2017 |
Amos Mitai | KEN | 2:07:28 | Frankfurt 2018 |
Joel Kimurer | KEN | 2:07:48 | Gongju 2013 |
Fikadu Girma | ETH | 2:08:43 | Marrakech 2019 |
Asnake Dubre | ETH | 2:09:51 | Taiyuan 2019 |
Reuben Kipyego | KEN | 2:05:18 | Pace |
Geoffrey Pyego | KEN | – | Pace |
Daniel Gatheru | KEN | 2:12:53 | Pace |
Liste der Eliteathletinnen: | |||
Vivian Kiplagat | KEN | 2:22:25 | Mailand 2019 |
Eunice Chumba | BHR | 2:24:27 | Rotterdam 2017 |
Caroline Kilel | KEN | 2:22:34 | Frankfurt 2013 |
Haymanot Alemayehu | ETH | 2:25:51 | Sevilla 2018 |
Wude Ayalew | ETH | 2:27:08 | Shanghai 2016 |
Askale Alemayehu | ETH | 2:27:32 | Hengshui 2019 |
Urge Diro | ETH | 2:28:10 | Sevilla 2019 |
Gete Mindaye | ETH | 2:28:32 | Kapstadt 2019 |
Yeshi Kalayu | ETH | 1:10:54 | Debüt |