Die hohen Erwartungen an die 38. Ausgabe des Maratón Valencia Trinidad Alfonso wurden am Sonntagmorgen in allen Belangen erfüllt. Bei nahezu idealen Bedingungen mit Temperaturen von 15°C bis 18°C (Taupunkt 8°C bis 9°C) und Wind unter 5 km/h liefen Kinde Alayew (ETH) mit 2:03:51 und Roza Dereje (ETH) in 2:18:30 großartige Streckenrekorde. Und die beiden Sieger zogen eine große Anzahl weiterer Athleten zu Zeiten von historischer Leistungsbreite: 20 Männer erreichten das Ziel in unter 2:10:45 Stunden – darunter auf Platz 19 in 2:10:29 Amanal Petros (GER) bei seinem Marathon-Debüt – und bei den Frauen waren 5 Läuferinnen in unter 2:20 Stunden im Ziel, 11 unter 2:25 Stunden.
Im Rennen der Männer passierte eine 14-köpfige Spitzengruppe 5 km nach 14:40, 10 km nach 29:16 und 15 km in 43:58. Mit Altmeister Tsegaye Kebede (ETH) verlor hier einer der Topläufer den Anschluss an die Spitze, die 20 km nach 58:30 und die Halbzeit nach 1:01:57 erreichte. 12 Läufer lagen bis 25 km in 1:13:32 vorne noch zusammen, mit Kurs zu einer Zeit um 2:04 Stunden und damit unter dem Streckenrekord, den Leul Gebrsilase im letzten Jahr mit 2:04:31 aufgestellt hatte. Bei 30 km in 1:28:18 hatte sich die Spitzengruppe auf 9 Läufer reduziert, einen Kilometer später stieg der letzte Tempomacher aus dem Rennen.
Es war nun vor allem Guye Adola (ETH), wohl bekannt durch sein eindrucksvolles Debüt beim Berlin Marathon 2017 mit 2:03:46 im Zweikampf gegen Eliud Kipchoge, der spät in das Elitefeld kam und nun für die Pace sorgte. Bei 35 km in 1:43:12 hatte sich die Spitzengruppe auf das Quintett Adola, Abebe Negewo Degefa (ETH), Alayew, Kacheran Lokedi (KEN) und Kaan Kigen Özbilen (TUR) reduziert. Einen Kilometer später fiel Lokedi als Erster zurück, nach 38 km konnte auch Degefa nicht mehr folgen. Kurz darauf sprengte der Debütant Alayew mit einem schnellen Kilometer in 2:48 Minuten die Kopfgruppe und setzte sich schnell von Adola und dem auf Kurs zu einem neuen Europarekord agierenden Özbilen ab.
Kinde Alayew gewann den Valencia Marathon mit Streckenrekord. (c) Veranstalter
Nach 40 km in 1:57:33 hatte Alayew einen Vorsprung von 11 Sekunden auf Özbilen und 17 Sekunden auf Adola herausgelaufen. Diesen Vorsprung gab der Spitzenreiter nicht mehr her und gewann in der neuen Streckenrekordzeit von 2:03:51, womit er die Bestmarke aus dem Vorjahr um 40 Sekunden steigern konnte. Mit einem der schnellsten Debütrennen der Geschichte katapultierte der Sieger den Valencia Marathon in den Klub der sub-2:04-Streckenrekorde. Auf Platz 2 schaffte Özbilen mit 2:04:16 eine Verbesserung des Europarekords von Mo Farah aus dem letzten Jahr von 2:05:11 um fast eine volle Minute. Und nach sehr wechselvollen Resultaten konnte Adola einmal wieder in 2:04:42 auf Platz 3 überzeugen.
Auch der Vierte Abebe Degefa schaffte mit 2:04:51 noch eine Zeit von unter 2:05 Stunden. Beindruckend war die Leistung des Ex-Europarekordlers Sondre Moen (NOR), der als Siebter in 2:06:16 ins Ziel kam. Erst auf Platz 9 finishte der hoch eingeschätzte Vorjahressieger Leul Gebrsilase in 2:07:16. Die eindrucksvolle Leistungsbreite belegen 12 Läufer mit Zeiten von unter 2:08 Stunden und auf Platz 19 lief Amanal Petros mit 2:10:29 ein tolles Debüt.
Dabei war er das Rennen mit Splits von 30:43 für 10 km und 1:05:05 sehr mutig angegangen, das Tempo konnte er aber fast halten, um damit die Olympianorm von 2:11:30 um eine Minute zu unterbieten. Damit gelang Petros gleich bei seinem Debüt als ersten deutschen Läufer diese Norm zu erfüllen. Es ist kaum wahrscheinlich, dass bis zum Sommer noch drei weitere deutsche Läufer diese Zeit unterbieten. Der Mann aus Brackwede, der für den TV Wattenscheid startet, dürfte bei Olympia 2020 in Sapporo mit Sicherheit dabei sein.
Statistik zur Leistungsbreite beim Berlin, New York City und Valencia Marathon: 12 Läufer in Valencia unter 2:08, 67 unter 2:20 und 189 unter 2:30!
In einem Rennen der Frauen erreichten zum ersten Mal in einem Lauf vier Läuferinnen eine Zeit von unter 2:19 Stunden. Über 16:15 bei 5 km lag bei 10 km in 32:32 das Trio Dereje, Purity Rionoripo (KEN) und Workenesh Edesa (ETH) an der Spitze, die Topfavoritin Vivian Cheruiyot (KEN) lag zusammen mit Birhane Dibaba (ETH) in 32:47 15 Sekunden zurück. Bei 15 km in 49:12 hatten die beiden Verfolgerinnen die drei Führenden eingeholt, man passierte die Halbmarathonmarke in flotten 1:09:18 und lag damit deutlich auf Kurs zu einer Zeit unter dem bestehenden Kursrekord von 2:21:51 durch Azmera Abreha (ETH) aus dem Vorjahr. Abreha war gleichfalls am Start, lag zwar hier 20 Sekunden zurück, kam aber später nach vorne und rannte am Ende mit einer anderen Renneinteilung um den Sieg mit.
Über 1:22:05 bei 25 km erreichte das Führungsquintett die 30 km in 1:38:35, wonach Edesa und Rionoripo zurückfielen und von der von hinten stark aufkommenden Abreha überholt wurden. Bei 35 km in 1:55:05 hat Abreha zur Spitze aufgeschlossen, die nun um den Sieg stritt. Bei 40 km hatte sich Birhane Dibaba in 2:11:12 um wenige Sekunden absetzen können, wobei etwas überraschend Cheruiyot deutlich zurückfiel. Dereje und Abreha schlossen jedoch bei 41 km wieder zur Führenden auf, wobei die (männlichen) Tempomacher in wenig sportlicher Art ins Rennen eingriffen und ihre jeweiligen Schützlinge abschirmten. Hier sollte man dringend eine Regel etablieren, die Tempomacher von der Schlussphase eines Rennens ausschließen!
Roza Dereje gewann den Valencia Marathon mit Kursrekord. (c) Livestream/Screenshot
Gut 200 m vor dem Ziel setzte sich Dereje mit ihrem “Hasen” ab und gewann in 2:18:30, in 2:18:33 folgte Abreha auf Platz 2, die ihre PB um mehr als drei Minuten steigerte. Dann folgte Birhane Dibaba in 2:18:46 und erst danach kam Vivian Cheruiyot in 2:18:51 ins Ziel. Diese Topzeit reichte diesmal nur zu Platz 4. Und auch die Fünfte Zeineba Yimer (ETH) lief mit 2:19:27 noch unter 2:20 Stunden. Nur 7 Läuferinnen hatten dies zuvor im ganzen Jahr 2019 geschafft.
Insgesamt waren am Ende von 23670 gemeldeten Läufern 21554 im Ziel, was neuer Finisherrekord in Valencia ist. Und auch vom Leistungsniveau hält die Veranstaltung in Valencia locker mit den “Großen” der “World Marathon Majors” (WMM) mit. Valencia ist somit ein gutes Beispiel, wie man mit konsequenter und kompetenter Organisation Events in die absolute Weltklasse führen kann. Nach aktueller Einschätzung der Dinge, scheinen diese Entwicklungen noch lange nicht am Ende zu sein.
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
1. | Kinde Atanaw Alayew | ETH | 2:03:51 |
2. | Kaan Kigen Özbilen | TUR | 2:04:16 |
3. | Guye Adola | ETH | 2:04:42 |
4. | Abebe Degefa | ETH | 2:04:51 |
5. | Philemon Kacheran | KEN | 2:06:04 |
6. | Ashenafi Moges | ETH | 2:06:12 |
7. | Sondre Moen | NOR | 2:06:16 |
8. | Tsegaye Getachew | ETH | 2:06:50 |
9. | Leul Gbrselassie | ETH | 2:07:18 |
10. | Thomas Rono | KEN | 2:07:45 |
19. | Amanal Petros | GER | 2:10:29 |
Ergebnisse Marathon der Frauen: | |||
1. | Roza Dereje | ETH | 2:18:30 |
2. | Azmera Abreha | ETH | 2:18:33 |
3. | Birhane Dibaba | ETH | 2:18:46 |
4. | Vivian Cheruiyot | KEN | 2:18:51 |
5. | Zeineba Yimer | ETH | 2:19:27 |
6. | Workenesh Edesa | ETH | 2:20:24 |
7. | Purity Rionoripo | KEN | 2:20:39 |
8. | Abeba Gebremeskel | ETH | 2:22:29 |
9. | Tadelech Bekele | ETH | 2:22:53 |
10. | Priscah Jeptoo | KEN | 2:24:16 |