Wie der Veranstalter des Berlin Marathon heute bekannt gab, wird einer der Superstars der Laufszene, der Äthiopier Kenenisa Bekele (ETH), am 29. September 2019 auf einer der schnellsten Marathon-Strecken der Welt an den Start gehen. Während der Weltrekord-Inhaber Eliud Kipchoge (KEN) nach seinem Fabel-Weltrekord im letzten Jahr in Berlin nun Mitte Oktober in Wien noch einmal die 2 Stunden-Barriere unterbieten will und damit nicht für einen Start an der Spree nicht in Frage kommt, will es Bekele bei seinem dritten Start in Berlin nach einer recht wechselvollen Karriere über die Marathondistanz noch einmal wissen.
Aus seinem Umfeld wird diesbezüglich eine gute Verfassung bestätigt, um ggfs. sogar seine PB von 2:03:03 bei seinem Sieg beim Berlin Marathon 2016 weiter steigern zu können. Der Landesrekord von Äthiopien wurde erst im April beim London Marathon durch den Jung-Star Mosinet Geremew auf 2:02:55 gesteigert. Während der aktuelle Weltrekord von 2:01:39 außer Reichweite scheint, könnte der äthiopische Rekord durchaus im Visier des Ausnahmeläufers liegen. Dieses Vorhaben wird allerdings schon dadurch erschwert, als ein Quartett hochkarätiger Landsleute mit einem ähnlichen Potential gleichfalls in Berlin am Start stehen werden.
Kenenisa Bekele geht am 29. September zum dritten Mal in Berlin an den Start eines Marathon-Laufs. (c) H. Winter
Der vielfache Weltmeister und Olympiasieger auf den Bahnlangstrecken und im Crosslauf absolvierte zwar 2014 mit Streckenrekord in Paris in 2:05:04 ein viel versprechendes Debüt über die volle Marathondistanz, doch danach waren seine Auftritte mehr als durchwachsen. Dabei war sein Duell gegen Wilson Kipsang beim Berlin Marathon 2016 sicherlich sein überzeugendster Auftritt, den der Äthiopier in 2:03:03 – nahe am damaligen Weltrekord von 2:02:57 – in persönlicher Bestzeit gewann. Großes Pech hatte er beim Dubai Marathon im Januar 2017, als er beim Start zu Fall kam und später das Rennen wegen seiner Blessuren aufstecken musste. Dreimal war er im Emirat gestartet (2015, 2016 und 2017), erreichte dort aber nie das Ziel.
Auch seine letzten Auftritte im Marathon waren kaum überzeugend. Beim Amsterdam Marathon Ende Oktober 2018 konnte er nach 30 km das hohe Tempo der Spitze nicht mehr mitgehen und stieg bei 40 km aus. Beim London Marathon im April 2018 war er gleichfalls nicht in der Lage, dem Tempo der Spitzengruppe jenseits der Halbmarathonmarke weiter zu folgen, um im Ziel in 2:08:53 nur auf Platz 6 zu landen. Kenenisa kommt mit seinen 37 Jahren mittlerweile in ein Alter, wo bei den meisten Athleten bereits der Leistungszenit überschritten ist. Somit bietet sein Start beim Berlin Marathon die für ihn vermeintlich letzte Chance, auch auf der Marathondistanz der Nachwelt eine außergewöhnliche Leistung (und Zeit) zu hinterlassen. Einfach wird seine Mission auf der Weltrekord-Strecke in Berlin sicher nicht.