Die 29-jährige Eleonora Corradini (ITA) sorgte mit einem neuen großartigen Streckenrekord von 15:22:49 Stunden für das Highlight der 8. Ausgabe der “100 Meilen von Berlin – Der Mauerweglauf” über ca. 162 km um den Westteil Berlins. Sie steigerte damit die Bestmarke aus dem Vorjahr durch Monika Biegasiewicz um fast genau 7 Minuten. Bei den Männern gab es durch Sascha Dehling (GER) in 14:37:44 nach der Premiere im Jahr 2011 wieder den Sieg eines Berliner Läufers.
Start der 100 Meilen Berlin um 6 Uhr im Friedrich-Jahn Sportpark. (c) H. Winter
Die ersten gut 100 km des Rennens an der Spitze bestimmte der Sieger des Jahres 2017 Jan Lantink (NED), der mit dem Ansinnen, den Streckenrekord auf unter 13 Stunden zu drücken, an den Start gegangen war. Kurz nach dem Start setzte sich bereits 61-jährige Ultraläufer aus den Niederlanden vom Rest der 453 Einzelläufer über die volle Distanz ab, von denen am Ende 349 Aktive in der Sollzeit von 30 Stunden das Ziel erreichten. Bezeichnender Weise kam auch der “letzte” Finisher mit Sant Khajo (NED) nach 29:54:10 gleichfalls aus den Niederlanden. Beim ersten Kontrollpunkt nach 6,9 km lag Lantink in 30:54 bereits über 2 Minuten vor dem Verfolgertrio Andrej Jehot (CZE), dem späteren Sieger Sascha Dehling sowie dem mitfavorisierten Italiener Matteo Ceroni (ITA), der allerdings das Rennen schon nach gut der Hälfte aufgab.
An der Spitze spulte Lantink unterstützt von einem dreiköpfigen Betreuerteam unbeirrt die Strecke herunter und lief bei zunächst recht guten Bedingungen die km-Abschnitte im Regime von etwas über 4 Minuten pro km. Bei der Marathondistanz in 2:59 Stunden war der Vorsprung auf den ersten Verfolger Sascha Dehling auf gut 18 Minuten angewachsen. Nach 100 km in 7:43 Stunden betrug der Vorsprung des Niederländers sogar über 40 Minuten. Nach leichtem Regen im ersten Teil des Rennens war nun die Sonne herausgekommen, und es wurde schnell mit Temperaturen um 25°C (im Schatten) recht warm. Und das zeigte auch bei dem Mann aus Hengelo zunehmend Wirkung.
Für weit führenden Jan-Albert Lantink war das Rennen nach knapp 110 km am VP Osdorfer Straße zu Ende. (c) Veranstalter
Die km-Splits näherten sich immer mehr den 5 Minuten an und schon nach 100 km wurde klar, dass der wackere Topläufer die 13 Stundenbarriere nicht unterbieten würde. Am Kontrollpunkt in Teltow nach 102,3 km betrug der Vorsprung von Lantink fast eine 3/4 Stunde, aber der hatte sich augenscheinlich am Anfang übernommen und stieg sichtlich entkräftet nach 108,8 km am Kontrollpunkt an der Osdorfer Straße in Berlin Licherfelde nach 8:38 Stunden aus. Damit ergab sich eine völlig neue Situation im Rennverlauf.
Sascha Dehling auf der Strecke bei den “100 Meilen von Berlin – Der Mauerweglauf”. (c) H. Winter
Es rückte nun der Lokalmatador Sascha Dehling (GER) von der LG Mauerweg in die Spitzenposition vor, der sich sein Rennen seinen Fähigkeiten entsprechend weit besser eingeteilt hatte als Lantink. Er konnte sein Tempo – bis auf kurzen Pausen – weitgehend halten und seinen Vorsprung auf die Verfolger bis ins Ziel im Friedrich-Jahn-Sportpark in 14:37:44 Stunden verteidigen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie des Zufalls, dass Dehling bereits als Zweiter im Jahr 2017 mit 14:37:35 fast exakt die gleiche Zeit lief. Um 9 Sekunden verpasste der Mann von der LG Mauerweg seine PB. Im letzten Jahr wurde Sascha Fünfter in 15:13:41.
Sascha Dehling gewann die “100 Meilen Berlin” nach 14:37:44 Stunden. (c) LG Mauerweg
Platz 2 ging an Frank Ewen (GER) aus Delbrück in 15:20:45 Stunden, der lange mit einem Rückstand von einer guten halben Stunde auf Dehling um Platz 7 agierte und sich mit einer starken Schlussphase noch nach vorne lief. Und genau so gut hatte sich die 29-jährige Elenora Corradini (ITA) das Rennen eingeteilt, die stets nur wenige Minuten hinter Ewen zurücklag, um in 15:22:49 Stunden mit neuem Streckenrekord die Frauenwertung überlegen zu gewinnen.
Eleonora Corradini auf dem Weg zum überlegenen Sieg bei den 100 Meilen Berlin. (c) eleonoracorradini1
In der Gesamtwertung aller Teilnehmer belegte sie den 3. Platz. Zweitbeste Frau war auf dem 22. Platz Dany Moehle (AUT) in 18:27:58, gut drei Stunden hinter der überragenden Siegerin. Die Dominanz der italienischen Ultraläuferin in schon überraschend, als ihre Bestleistungen über die “Unterdistanzen” nicht zur Spitzenklasse der Szene gehören. So steht ihre PB über 100 km aus dem Jahr 2018 bei 9:23:34. Kurz vor dem Kontrollpunkt in Teltow passierte sie am Samstag die 100 km schon nach etwa 9:11 Stunden.
Und zu einer Ultra-Veranstaltung geriet auch die Siegerehrung, bei der ALLE Finisher geehrt und ausgezeichnet wurden. Bewegend – wie in jedem Jahr – war wieder zu Beginn die Rede des Schirmherrn Pfarrer i.R. Rainer Eppelmann, dessen mahnende Worte der Erinnerung aktueller denn je erscheinen.
Ergebnisse 100 Meilen Berlin 2019 – Männer: | ||||
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1. | Sascha Dehling | GER | 14:37:44 | |
2. | Frank Ewen | GER | 15:20:45 | +0:43.01 |
3. | Sven Herder | GER | 15:45:04 | +1:07:20 |
4. | Marc Schneider | GER | 16:41:49 | +2:04:05 |
5. | Ondrej Jerhot | CZE | 16:41:55 | +2:04:11 |
6. | Frank Wiegand | GER | 16:53:01 | +2:15:17 |
Ergebnisse 100 Meilen Berlin 2019 – Frauen:
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1. |
Eleonora Corradini
|
ITA | 15:22:49 | CR |
2. |
Dany Moehle
|
AUT | 18:27:58 | +3:05:09 |
3. |
Nadia Comiotto
|
ITA | 18:58:04 | +3:35:15 |
4. |
Alla Ginzburg
|
GER | 19:22:12 | +3:59:23 |
5. |
Ricarda Witzel
|
GER | 19:22:45 | +3:59:56 |