Mit einer großen Überraschung endete die 14. Ausgabe (2. Ausgabe auf neuer Strecke) des United Airlines NYC Half in New York City. Während die Rennen mit überschaubarer Konkurrenz bei den Frauen mit dem Sieg durch Halbmarathon-Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei in 1:10:07 den erwarteten Verlauf nahm, sorgte ein “Nobody” mit der Nicht-Elite-Startnummer #1163 Belay Tilahun (ETH) in 1:02:10 vor allem vom Rennverlauf her für eine erhebliche Irritation. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt machten sich gut 25.000 Läufer auf die Reise vom Prospect Park in Brooklyn in den Central Park von Manhattan. Bei den ca. 15 Minuten zuvor gestarteten Frauen waren es Jepkosgei, Vorjahressiegerin Buze Diriba (ETH) sowie Mary Ngugi (KEN), die das Rennen ab 5 km in 17:31 Minuten bestimmten.
Damit lag man schon etwa 1 1/2 Minuten hinter der Durchgangszeit beim Weltrekord zurück und im Regime einer zweitklassigen Siegerzeit. Nach knapp 6 Meilen in 32:45 zog Jepkosgei mit einer 4:59er-Meile davon (zuvor 5. Meile in 5:38), passierte 10 km nach 33:51 und hatte bei 15 km nach 49:55 bereits einen Vorsprung von 40 Sekunden auf das Verfolgerduo Ngugi und Diriba. Diesen Vorsprung vergrößerte Jepkosgei, die Ende April in Hamburg ihr Marathon-Debüt plant, bei 20 km in 1:06:28 auf 1:10 Minuten und gewann das Rennen hoch überlegen nach 1:10:07 mit genau einer vollen Minute Vorsprung auf Ngugi und Diriba. Desiree Linden (USA), die Boston Marathon Siegerin von 2018 wurde in 1:11:22 Fünfte.
Joyciline Jepkosgei gewann den Halbmarathon in New York City. (c) Livestream/Screenshot
Das Rennen der Männer war durch einen fast “skurrilen” Verlauf gekennzeichnet. Zunächst betimmte der Debütant Paul Chelimo (USA) mit Meilen von 5:00 und 4:47 das Geschehen an der Spitze, was schon hier gleichfalls auf sehr moderate Endzeiten schließen ließ. Dann sprengte etwas überraschend Daniel Mesfun (ERI), der in den letzten Wochen mehrere Halbmarathon-Läufe in den USA im Bereich um 62 Minuten gewann, durch zwei Meilenabschnitte von 4:38 und 4:39 das Feld und lag bei 5 km in 14:43, 10 km in 29:09 und 15 km in 43:50 zunehmend weiter mit Kurs auf 1:01:39 vor seinen Verfolgern.
Als Mesfun schon wie der sichere Sieger aussah, kam von hinten mit schnellen Schritten ein Läufer mit einer hohen Startnummer, die nicht aus dem Elite-Pool stammte, dem Führenden immer näher und hatte Mesfun bei 20 km nach 58:53 so gut wie eingeholt. Dabei lief der Mann mit der Startnummer #1163, Belay Tilahun (ETH), die letzten 5 km in 14:45 – und damit ein sehr konstantes Rennen: 14:49, 14:33, 14:48, 14:45 – , während Mesfun an der Spitze in 15:04 einbrach (14:43, 14:26, 14:40, 15:04). In der Schlussphase hatte Tilahun, der von einem lokalen Klub nachgemeldet wurde, keine Probleme das Rennen auf der Zielgeraden im Central Park in 1:02:10 für sich zu entscheiden.
Belay Tilahun gewann den Halbmarathon in New York City. (c) Livestream/Screenshot
Und ein so ganz Unbekannter war der Sieger nach kurzer Recherche nun auch nicht, hatte er doch zur Jahreswende 2018/19 den legendären São Silvestre über 15 km in Sao Paulo gewonnen. Der gute Mann war auf dem Weg nach Denver und blieb am Samstag Wetter bedingt in New York City hängen. Der Bahnläufer (PB 10000 m 27:11) hatte aber soviel Trainigs-Kilometer in den Beinen, dass er auch einmal – wenn auch sehr kurzfristig – einen Halbmarathon einschieben wollte. Platz 2 ging an einen etwas frustrierten Mesfun in 1:02:16, Platz 3 belegte Paul Chelimo in 1:02:19. Danach folgten in dem recht überschaubaren Elitefeld überwiegend US-Boys auf den Plätzen.