Der Äthiopier Abadi Hadis (ETH) und die Kenianerin Briged Kosgei (KEN) gewannen die Premiere des Bahrain Night Half Marathon auf einer Pendelstrecke in der Nähe der Küste des Persischen Golfs. In chaotischen Zieleinläufen siegte Hadis sehr glücklich in 59:42 Minuten und Kosgei wurde bei ihrem Zieleinlauf in 1:05:28 von einem Läufer behindert, so dass sogar das Zielfoto noch einmal nachgestellt wurde. Kurz nach 20:00 Uhr wurde der Lauf im Flutlicht vor dem Sofitel Hotel mit Elitefeldern einmaliger Klasse gestartet. Dabei war die Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld derart vernachlässigt worden, dass man selbst im Königreich vor Ort kaum von diesem Event erfuhr – geschweige denn, in der weiten Welt. Es hätte der Veranstaltung sicher mehr als gut getan, neben fast 400.000 US$ an Preisgeldern auch etwas (mehr) Geld in Infrastruktur, Pressearbeit und Organisation zu stecken. Sollte es zu einer weiteren Auflage des Nachtlaufs kommen – das Potential zu einem Halbmarathon auf Niveau von Weltklasse ist zweifellos vorhanden – , sind in der Tat einige “Baustellen” zu bearbeiten.
Das Rennen der Männer begann mit einem Pulk von gut 30 Läufern in der Spitzengruppe, was nach wenigen Kilometern Zweifel aufkommen ließ, ob man sich im Regime der im Vorfeld anvisierten Zeit von etwa 27:50 Minuten für die ersten 10 km befand. Indiviuelle km-Marker gab es keine, und so lief ein Feld von absoluter Weltklasse in die “arabische Nacht”. Vorne war immer wieder neben einem Tempomacher der Halbmarathon-Weltrekordler Abraham Kiptum (KEN) zu sehen, der aber im späteren Teil des Rennens verschwand und auch nicht im Ziel registriert wurde. Bei 5 km konnte man einen Marker ausmachen, den die immer noch zahlreiche Spitze in ca. 14:45 passierte. Das war knapp eine Minute langsamer als geplant und sicher auch der schlechten Organisation geschuldet.
Weltklassefelder dieser Qualität kann man einfach nicht unkontrolliert in die “Wüste schicken”. Nach ca. 22 Minuten meldete sich auch erstmals in der TV-Übertragung ein Kommentator- sogar in Englisch – , der vermutlich zum ersten Mal einen Lauf kommentiert hatte und dem aber auch jegliche Informationen fehlten – keine Namen, keine Zeiten, eingentlich nichts. Diesem guten Mann, der immer nur vom Weltrekord redete, hätte schon auffallen müssen, dass ca. 20 Läufer die 10 km-Marke nach 29:07 erreichten. Statt auf Weltrekord-Pace von 58:18 lag die Spitze auf Kurs zu 61:30 Minuten, eine Einschätzung, sie sich auch bei der Wendemarke des Pendelkurses in ca. 30:30 Minuten bestätigte.
Durch die fehlenden km-Marker tappte man nicht nur wegen der Dunkelheit dieses Night Half Marathon im Dunkeln, konnte aber durch die sich stetig dezimierte Spitzengruppe erahnen, dass die Fahrt erheblich schneller wurde. 15 km wurden nach 43:15 erreicht, d.h. einem schnellem 5 km-Abschnitt in 14:07 mit Kurs zu einer Zeit 60:50. 14 Läufer waren hier noch dabei, eine Zahl, die sich nun schnell weiter reduzierte. Bei ca. 19 km lagen noch 6 Läufer vorne, Abdi Hadis (ETH) und Yemal Yimer (ETH), die mit PBs von unter 59 Minuten zu den derzeit schellsten Läufern im Halbmarathon zu zählen sind, Bernard Ngeno (KEN), Fikadu Haftu (ETH), Dawit Fikadu (BHR) sowie Morris Gachaga (KEN).
Für eine Vorentscheidung sorgte dann (leider) ein Auto, dass sich auf den Kurs verirrt hatte und die verbliebene Spitze sprengte. Während der Kommentator noch auf verbleibene 3 km spekulierte, stritten vier Akteure schon um den Sieg, den kurz vor dem Ziel Hadis und Yimer unter sich ausmachen sollten. Dabei ging es um Preissummen von 100.000 US$ und 25.000 US$. Yimer sah schon wie der sichere Sieger aus, stoppte aber 50 m vor Ziel unvermittelt an einem Bogen mit Luftballons ab, der in der Tat einem Zielbogen mehr als ähnlich sah.
Hadis nutzte die Gunst des Moments, zog an Yimer vorbei, der völlig konsterniert hinterher joggte, und gewann in 59:42 das Rennen und den Scheck für den Sieger. Yimer, dem schon im Januar in Houston ein vergleichbares Mißgeschick passiert war, wurde in 59:45 Zweiter, bekam dafür aber 75.000 US$ weniger als sein siegreicher Landsmann. Dritter wurde in 59:47 Bernard Ngeno vor Fikadu Haftu in 59:49. Somit liefen bei der Premiere dieses Events 4 Läufer unter einer Stunde. Dabei bedurfte es aber fast einer Stunde, bis die Namen zuverlässig feststanden. In weiser Voraussicht hatte man schon im Vorfeld die Ehrungen der Sieger erst lange nach den Zieleinläufen angesetzt.
Die Siegerehrung beim Bahrain Night Half Marathon: Yimer, Haftu und Ngeno (v.l.). (c) Veranstalter
Dass bei diesem Lauf mit der geballten Weltklasse weit mehr möglich gewesen wäre, deutet schon der Split in der Schlussphase an, wo der Sieger von der 15 km-Marke bis ins Ziel 16:27 Minuten brauchte, was einem 5 km-Split von 13:29 Minuten entspricht, also etwa 1:15 Minuten schneller als die ersten 5 km. Sehr schade, aber leider ist das nicht mehr zu ändern. Bleibt zu hoffen, dass die Organisatoren die Veranstaltung konsequent analysieren und die (vielen) Mängel abstellen, die nur in Ansätzen mit einer Premiere zu entschuldigen sind.
Das Rennen der Frauen sah am Anfang 6 Eliteathletinnen zusammen mit zwei Männern vorne (einer davon ein designierter Tempomacher), die 10 km nach 31:30 Minuten erreichten, ein Tempo zu einer Zeit im Ziel von 1:06:28. Auch dieser Split war im Vergleich zu den Erwartungen etwas zu langsam, zudem verabschiedete sich hier bereits der Tempomacher. Es waren nun Ruth Chepngetich (KEN), die erst Ende Januar in Dubai den Marathon in 2:17:01 gelaufen war, und Briged Kosgei (KEN), in der Kälte von Houston gleichfalls im Januar im Halbmarathon in 1:05:50 unterwegs, die nun das Tempo bestimmten.
Das Siegerporträt von Briged Kosgei vom Bahrain Night Half Marathon. Das Siegerfoto musste nachgestellt werden. (c) Instagram
Nach ca. 12 km lagen nur noch die Favoritinnen auf den Sieg, Kosgei, Chepngetich sowie die Halbmarathon-Weltmeisterin Netsanet Gudeta (ETH), an der Spitze, die 15 km nach 47:20 erreichte, die letzten 5 km in 15:50 Minuten. Das Tempo wurde nun sichtbar schneller, so dass zunächst nach gut 17 km Gudeta und nach 18 km Chepngetich der wie entfesselt laufenden Briged Kosgei nicht mehr folgen konnten. Kosgei gewann überlgen die Konkurrenz, wobei sie auf der Ziellinie noch vom estnischen Eliteläufer Roman Frost behindert wurde, der völlig unverständlich dachte, dass das Zielband für ihn aufgespannt wurde! Kosgei erreichte aber trotzdem ohne Probleme die Ziellinie nach 1:05:28.
Für die Fotografen war dieser Einlauf natürlich ein Desaster. Man machte aber aus der Not eine Tugend und stellte sofort den Einlauf ca. 20 m hinter der Ziellinie nach. Zeit dazu war genug verhanden, denn hinter der Weltjahres-Bestzeit laufenden Kosgei erreichte Chepngetich das Ziel erst nach 1:06:09, Dritte wurde Gudeta in 1:06:49. Die Erwartungen der Organisatoren bezüglich der für Bahrain startenden Eunice Chumba (BHR) erfüllten sich nicht, die landete weit zurück in über 73 Minuten auf Platz 10. Nach den Eindrücken am Freitagabend in Bahrain darf man auf den Auftritt von Briged Kosgei beim London Marathon Ende April mehr als gespannt sein, denn die ist aktuell in einer überragenden Form. Ähnlich wie die Männer war auch ihr Schlusspart sehr eindrucksvoll, den sie von der 15 km-Marke bis ins Ziel in 18:08 Minuten lief. Dies entspricht einem 5 km-Split von 14:52!
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
1. | ABADI HADIS | ETH | 59:42 |
2. | JEMAL YIMER | ETH | 59:45 |
3. | BERNARD NGENO | KEN | 59:47 |
4. | FIKADU HAFTU | ETH | 59:49 |
5. | DAWIT FIKADU | BHR | 1:00:01 |
6. | MORRIS GACHAGA | KEN | 1:00:09 |
7. | GETANEH MOLLA | ETH | 1:00:26 |
8. | HERPASA NEGASA | ETH | 1:00:41 |
9. | JOSHUA NAKERI | BHR | 1:00:44 |
10. | TESHOME MEKONEN | ETH | 1:01:16 |
11. | ROBEL FSIHA | SWE | 1:01:18 |
12. | MUSTAPHA EL AZIZ | MAR | 1:01:22 |
13. | SHADRACK KIMINING | KEN | 1:01:28 |
14. | FILICIEN MUHITIRA | RWA | 1:01:58 |
15. | HASSAN CHANI | BHR | 1:01:59 |
Ergebnisse Marathon der Frauen: | |||
1. | BRIGED KOSGEI | KEN | 1:05:28 |
2. | RUTH CHEPNGETICH | KEN | 1:06:09 |
3. | NETSANET GUDETA | ETH | 1:06:49 |
4. | CAROLINE KIPKIRUI | KEN | 1:07:51 |
5. | SENBERE TEFERI | ETH | 1:08:32 |
6. | PAULINE K. KAMULU | KEN | 1:08:34 |
7. | MESERET BELETE | ETH | 1:08:48 |
8. | SHITAYE ESHETE | BHR | 1:08:49 |
9. | YESHI KALAYU | ETH | 1:10:54 |
10. | EUNICE CHUMBA | BHR | 1:13:45 |
Liste der Eliteläufer: | ||
Abraham Kiptum | Kenya | 58:18 |
Jemal Yimer | Ethiopia | 58:33 |
Abadi Hadis | Ethiopia | 58:44 |
Atsedu Tsegay | Ethiopia | 58:47 |
Alex Korio | Kenya | 58:51 |
Fikadu Haftu | Ethiopia | 59:08 |
Bernard Ngeno | Kenya | 59:22 |
Morris Gachaga | Kenya | 59:22 |
Amedework Walelegn | Ethiopia | 59:22 |
El Hassan El Abbassi | Bahrain | 59:27 |
Vincent Rono | Kenya | 59:27 |
Shadrack Kimining | Kenya | 59:42 |
Teshome Mekonen | Ethiopia | 60:02 |
Hassan Chani | Bahrain | 60:23 |
John Langat | Kenya | 60:24 |
Getaneh Molla | Ethiopia | 60:34 |
Birhan Nebebew | Ethiopia | 60:53 |
Daniel Rotich | Uganda | 60:59 |
Abayneh Degu | Ethiopia | 61:01 |
Dawit Fikadu | Bahrain | 61:44 |
Alemu Bekele | Bahrain | 61:46 |
Nelson Kipkosgei | Bahrain | 62:22 |
Stephen Mwendwa | Kenya | 62:55 |
Liste der Eliteläuferinnen: | ||
Caroline Kipkirui | Kenya | 65:07 |
Senbere Teferi | Ethiopia | 65:45 |
Netsanet Gudeta | Ethiopia | 65:45 |
Brigid Kosgei | Kenya | 65:50 |
Eunice Chumba | Bahrain | 66:11 |
Ruth Chepngetich | Kenya | 66:19 |
Pauline Kamulu | Kenya | 66:56 |
Meseret Belete | Ethiopia | 67:51 |
Sutume Asefa Kebede | Ethiopia | 67:54 |
Yeshi Kalayu | Ethiopia | 67:58 |
Shitaye Eshete | Bahrain | 68:25 |
Hiwot Ayalew | Ethiopia | 71:01 |
Gladys Kibiwot | Bahrain | 76:10 |