Der Regensburger Läufer Jonas Koller schaffte im Rahmen des S25-Laufs durch Berlins Innenstadt in einer Zeit von 1:06:36 für den Halbmarathon den Leistungsnachweis für die Nominierung seitens des DLV bezüglich des Marathon bei der EM im August 2018 in der Berliner Innenstadt. Bei guten äußeren Bedingungen (Taupunkt 6°C, wenig Wind), allerdings Temperaturen, die am Ende seines Laufs an die 20°C reichten, spulte der Regensburger seinen Lauf auf der Weltrekordstrecke vom Olympiastadion durch die Berliner Innenstadt und zurück souverän ab und lag beim Halbmarathon am Theodor-Heuss-Platz 24 Sekunden unter dem geforderten Leistungsnachweis von 67 Minuten.
Im Oktober war Koller beim Frankfurt Marathon bereits in 2:16:03 unter der Team-Norm des DLV geblieben. Eine Verletzung an der Patella-Sehne verhinderte seinen Start bei der HM-DM in Hannover Anfang April und machte seine Mission in Berlin erforderlich, um sich seinen Startplatz im deutschen Marathon-Team bei der EM zu sichern. Da die mit hochkarätiger (Sport-)Historie beladene Veranstaltung seit letztem Jahr völlig auf die Verpflichtung von Eliteathleten verzichtet, war der Start von Jonas eine willkommene leistungsportliche Bereicherung dieses Events.
Koller mit seinen zwei Tempomachern kurz vor der 7 km-Marke. Links ein Läufer der führenden 5 x 5 km-Staffel. (c) H. Winter/Screenshot
Geführt von zwei Tempomachern aus seinem Verein LG Telis Finanz Regensburg legte Koller einen fast mustergültigen Start aufs Berliner Plaster umd fand mit km-Abschnitten von 3:06, 3:10, 3:04, 3:05 und 3:11 auf dem weitgehend abschüssigen Part bis 5 km in 15:36 sehr gut ins Rennen. Man lag auf Kurs zu einer Halbmarathon-Zeit von 1:05:50, wobei zu beachten war, dass allein der Anstieg von 20 km nach 21 km auf der Masurenallee einen Höhengradienten von 19 m aufweist. Mit km-Abschnitten um 3:11 Minuten ging es zur 10 km-Marke, die leider um fast 40 m zu früh positioniert war. Mit einem korrigierten Split von 31:30 geriet das Unterfangen 67 Minuten in Gefahr, zumal der letzte Tempomacher sichtbar am Limit seine Dienste kurz darauf einstellen musste.
Nun nahm Koller das Heft das Handelns aber souverän in die Hände, schraubte die km-Splits in Regionen um 3:05 Minuten und lag bei 15 km in 47:11 auf Kurs zu einer Zeit von 1:06:22. Bei 10 Meilen hatte er noch gut 16:30 Minuten Zeit, die restlichen 5 km zu absolvieren, was sich als sehr realistische Aufgabe erwies. Bei 20 km am Ende der Kantstraße in 1:02:58 hatte er noch gute 4 Minuten für den Schlusspart, so dass er problemlos seine Mission erfolgreich beendete. Den erheblichen Anstieg auf dem letzten Kilometer schaffte er in respektablen 3:19 und erreichte nach 1:06:35 (offiziell 1:06:36) die Matten der Halbmarathon-Marke und hatte damit das Ticket für die EM gelöst. In der DLV-Jahresbestenliste rangiert diese Zeit auf Platz 17.
Geschafft! Jonas Koller wird bei der EM im August im Marathon der Männer die deutschen Farben vertreten. (c) H. Winter
Aus wettkampftechnischen Gründen musste Koller den 25 km-Lauf noch offiziell beenden, was der Regensburger souverän absolvierte. Nach einer kurzen Verschnaufpause mit einem Split von 3:26 nach 22 km, erhöhte er wieder das Tempo und lief den letzten Kilometer ins Stadion und ins Ziel in 3:11. Bei 1:19:28 blieben die Uhren für ihn stehen. Damit war er überlegener Sieger mit über 5 Minuten Vorsprung vor Maik Willbrandt aus Leipzig in 1:25:06. Dass kein weiterer Teilnehmer von 6480 gemeldeten und 4153 Läufern im Ziel unter 1:30 Stunden blieb, ist (leistungssportlich) schon mehr als bitter.
Jan Fitschen war einer der ersten Gratulaten von Jonas Koller im Olympiastadion. (c) H. Winter
Die Veranstaltung, die 1981 als “25 km de Berlin” (“Franzosenlauf”) ihre Premiere feierte, wurde erstmals von der Sparkasse als Titelsponsor unterstützt, was sich auch sehr sichtbar an den vielen Teilnehmern an den Sparkassen-Titelkämpfen ausmachen ließ. Von 13040 Teilnehmern (wie immer man die erfasst hat) wurden 10409 (ohne Kinderlauf) im Ziel registriert, womit sich die Teilnehmerzahlen auf hohem Niveau stabilisieren. Das hohe Leistungs-Niveau war allerdings auf das Ergebnis von Jonas Koller begrenzt, alle anderen Siegerzeiten hatten (leider) nur breitensportliches Niveau. Das war bei diesem Lauf bis vor kurzem noch anders, regelmäßig die Weltelite an der Startlinie stand. Beide Weltrekorde über die 25 km werden nach wie vor von dieser Veranstaltung gehalten, die nun keine Konkurrenz mehr zu den weiteren Topläufen über 25 km in Kumamoto und Grand Rapids darstellt.
Damit begibt sich der Veranstalter mit voller Fahrt auf die Spuren der Competitor Group, die in den USA seit längerer Zeit die Rock´n´Roll Laufveranstaltungen organisieren. Dort waren es zunächst die Eliteathleten, die “eingespart” wurden, danach gingen die Sponsoren und Medien stiften, worauf dann auch die Teilnehmerzahlen dramatisch sanken. So wurde zum Beispiel der legendäre San Diego Marathon zugrunde gewirtschaftet. Von der glänzenden Premiere 1998 mit 20000 Meldungen sind nach 20 Jahren und 10 Jahren Competitor gerade noch 2000 Unentwegte übriggeblieben. Bleibt zu hoffen, dass den S25 ein solches Schicksal erspart bleibt.
Ein Video vom Rennen an der Spitze gibt es unter diesem Link.