Mit der Ankündigung einer Jagd auf den bestehenden Streckenrekord wartete auf der heutigen Pressekonferenz zum 19. Standard Chartered Dubai Marathon am kommenden Freitag (26. Januar 2018) der Vorjahressieger und Topstar der Veranstaltung im Vereinigten Arabischen Emirat, Tamirat Tola (ETH), auf. Im letzten Jahr konnte der Äthiopier das Rennen mit neuem Kursrekord von 2:04:11 gewinnen, von dem vor allem auch das frühe Ausscheiden von Kenenisa Bekele durch einen Sturz am Start in Erinnerung geblieben ist.
Tola hatte 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio die Bronzemedaille über 10000 m auf der Bahn gewonnen, nach dem Sieg in Dubai wurde er bei der WM im August 2017 auf den Straßen Londons Vize-Weltmeister im Marathon in meisterschaftsspezifischen 2:09:49. Durch einen mutigen Sololauf beeindruckte er auch im April 2017 beim Prager Halbmarathon in 59:37.
Vorjahressieger Tamirat Tola ist der Favorit auf den Sieg bei den Männern. (c) H. Winter
Neben Tola hat auch sein Landsmann Endeshaw Negesse bereits einen Marathon in unter 2:05 Stunden gelaufen. Auch seine Bestzeit erzielte er in Dubai, das war allerdings schon im Jahr 2013. Sein größter Erfolg war der Sieg beim Tokyo Marathon 2015 in 2:06:00. Seit dieser Zeit hat er keinen Marathon mehr bis ins Ziel absolviert. Zu beachten sind ferner die beiden 2:05-Stunden-Läufer Girmay Birhanu (ETH) und Sisay Lemma (ETH). Birhanu schaffte 2014 – auch in Dubai – 2:05:49 und gewann den Daegu Marathon 2015 in 2:07:26.
Lemma lief seine Bestzeit von 2:05:16 gleichfalls in Dubai. Das war im Jahr 2016, im letzten Jahr war er Dritter in 2:08:04. Der Halbmarathon-Spezialist Mosinet Geremew überzeugte bei seinem Marathondebüt in Berlin im September 2017, wo er den Spurt der Verfolger als Dritter in 2:06:09 gewann (nicht: 2:09:12!). Sisa Jisa lief bereits 2012 beim Paris Marathon 2:06:27, im letzten Jahr belegte er Platz 4 in 2:08:09.
Traditionell sind die Farben Kenias in Dubai stets weniger prominent vertreten. Mit einer Zeit von 2:07:26 ist Ronald Kipkoech Korir (KEN) der Schnellste aus dem Läuferland #1, womit er 2014 in Frankfurt Platz 6 belegte. Auch sein Dritter Platz beim Madrid Marathon 2017 in 2:13:07 gibt kam Anlass, ihn im Kampf gegen die “Äthiopier” weit vorne zu erwarten. Wegen des Desasters im letzten Jahr mit dem Sturz von Topstar Kenenisa Bekele beim (Massen-)Start in der Dunkelheit, haben die Organisatoren die Dinge modifiziert. Die Elite geht nun schon um 6:00 Uhr an den Start, die Masse der Freizeitläufer folgt dann um 7:00 Uhr.
Sonnenaufgang am Freitag ist um 7:05 Uhr, so dass die Elite nur in der Schlussphase des Rennens etwas Wärme durch die aufsteigende Sonne ertragen muss. Auch den Kurs hat man wegen einer neuen Brücke modifiziert, die letzten 2/3 der Strecke wird nun in zwei Runden absolviert, den Nachteil der zusätzlichen zwei Kurven dürfte dabei der mentale Vorteil überschaubarer Streckensegmente kompensieren. Mit Barselius Kipyego, Benson Kipruto, Felix Kibitok und John Kipkoech werden vier Tempomacher für die Männerelite aufgeboten, die alle aus Kenia stammen. Die Vorgaben für die erste Hälfte sind Dubai-typisch sehr anspruchsvoll, um 61:30 will man in der Dunkelheit den ersten Part absolvieren. Mit einem solchen Splits wäre dann im zweiten Teil vieles möglich. Mit den bereits angekündigten Tempojagden in Tokyo, London und Berlin dürfte sich für lange Zeit die letzte Chance eröffnen, den Marathon-Weltrekord der Männer ins Emirat zu holen.
Manager Gianni Demadonna zusammen mit den Vorjahressiegern Degefa und Tola nach der Pressekonferenz in Dubai. (c) H. Winter
Das Frauenfeld wird gleichfalls von Athletinnen der Weltklasse angeführt. Dabei sind drei Läuferinnen bereits schneller unterwegs gewesen als die Vorjahressiegerin Worknesh Debele (ETH), die den Lauf 2017 in Bestzeit von 2:22:36 gewann. Schnellste im Feld ist Aselefech Mergia (ETH), die in Dubai bereits dreimal vorn war. Dabei war es vor allem im Jahr 2015 sehr eng zu Gladys Cherno; eine Sekunde entschied über eine Preissumme von 200.000 US$. Mergias Siegerzeit betrug 2012 2:19:31.
Die zweite Athletin mit einer Bestzeit von unter 2:20 Stunden ist Mare Dibaba (ETH), die 2015 beim Xiamen Marathon 2:19:52 lief. Im gleichen Jahr wurde sie in Beijing Marathon-Welmeisterin. Feyese Tadese (ETH) wurde zwar beim Prag Marathon 2017 in 2:26:26 nur Fünfte, aber im Jahr 2014 absolvierte sie den Berlin Marathon in 2:20:27 und den Paris Marathon 2013 in 2:21:06. Drei weitere Läuferinnen mit Bestzeiten von und unter 2:24:00 sind Roza Dereje (ETH), die den Shanghai Marathon 2017 in beachtlichen 2:22:43 gewann, die Dritte des Dubai Marathon 2017 in 2:23:13 Yebrgual Melese (ETH) und Sutume Asefa (ETH) mit 2:24:00 vom Dubai Marathon 2016.
Auf der Pressekonferenz wurde neben der Vorstellung der Eliteathleten auch auf die Historie des Events zurückgeblickt, bei dem am Freitag im Marathon, über 4 km und vor allem über 10 km über 30000 Teilnehmer erwartet werden. Damit ist der Dubai Marathon die größte eintägige Sportveranstaltung im Emirat. Erster Sieger beim Lauf im Jahr 2000 war der Kenianer Wilson Kibet in 2:12:21, vier Jahre später lief Joseph Kahugu (KEN) mit 2:09:33 erstmals unter 2:10 Stunden. Einen Leistungssprung gab es dann im Jahr 2008, in dem Superstar Haile Gebrselassie bei seinem ersten Auftritt in 2:04:53 recht knapp am Weltrekord scheiterte.
Dreimal war Haile in Dubai am Start und in seinem Sog brachte sich der Lauf im Emirat in die Schlagzeilen der Marathonszene. Einen Weltrekord schaffte Haile auf den jedes Jahr modifizierten Kursen nicht, dafür lagen danch die Siegerzeiten junger äthiopischer Nachwuchsathleten durchgehend im 2:04-Regime. Im Jahr 2013 lag das Ziel einmal am Fuße des Supertowers Burj Khalifa und Lelisa Desisa führte in 2:04:45 vier weitere Mitläufer auf Zeiten von unter 2:05 Stunden. Eine solche Leistungsdichte hatte es danach bei keinem Rennen auf dem Globus mehr gegeben. Ferner stellen bisher 15 Zeiten unter 2:05 Stunden eine Leistungdichte dar, die nur wenige etablierte Events aufweisen können. Somit nimmt Dubai auch im Mittel der zehntschnellsten Zeiten auf einem Kurs mit 2:04:36 hinter Berlin (2:03:28) und London (2:04:34) Platz 3 im globalen Ranking ein. Sollte der Sieger am Freitag unter 2:04:30 laufen, würde Dubai auf Platz 2 vorrücken.
In Dubai ist das Streben nach Extremen nichts ungewöhnliches, aber so sehr man sich auch einen Weltrekord wünscht – das ist dem ungeliebten Konkurrenten im Norden Ras Al Khaimah im Halbmarathon mittlerweile gelungen -, den Marathon Weltrekord der Männer verwaltet nach wie vor Berlin im Monopol. Im letzten Jahr konnte Tola den Streckenrekord auf 2:04:11 schrauben, den er in diesem Jahr als Minimalziel weiter steigern will. Falls es gut läuft, das Wetter und die Konkurrenz mitspielen, kann es in Regionen gehen, die vom aktuellen Weltrekord von 2:02:57 durch Dennis Kimetto gar nicht mehr so weit entfernt liegen.
Von einer Weltrekordprämie von einer Million US$ ist schon seit Jahren nicht mehr die Rede, die Preisgelder sind aber nach wie vor weltweit unerreicht. 200.000 US$ bekommen jeweils die Sieger, 80.000 die Zweiten und 40.000 die Dritten. Für Platz 10 gibt es noch 10.000 US$, auch dies ist sehr üppig, mehr ist dann aber auch nicht zu verdienen. Im Jahr musste man für Platz 10 2:06:29 laufen, im letzten Jahr waren es allerdings nur 2:11:54.
Liste der Eliteathleten: | ||
Tamirat Tola | ETH | 2:04:11 |
Endeshaw Negesse | ETH | 2:04:52 |
Sisay Lema | ETH | 2:05:16 |
Girmay Birhanu | ETH | 2:05:49 |
Mosinet Geremew | ETH | 2:06:09 |
Sisay Jisa | ETH | 2:06:26 |
Ronald Korir | KEN | 2:07:26 |
Asefa Negewo | ETH | 2:08:41 |
Mekuant Gebre | ETH | 2:09:23 |
Seifu Abdiwak | ETH | 2:09:26 |
Joseph Kiptum | KEN | 2:09:56 |
Liste der Eliteathletinnen: | ||
Aselefech Mergia | ETH | 2:19:31 |
Mare Dibaba | ETH | 2:19:52 |
Feyese Tadese | ETH | 2:20:27 |
Worknesh Degefa | ETH | 2:22:36 |
Roza Dereje | ETH | 2:22:43 |
Yebrugual Melese | ETH | 2:22:51 |
Sutume Kebede | ETH | 2:24:00 |
Azmera Gdey | ETH | 2:25:23 |
Gelete Burka | ETH | 2:26:03 |
Yinli He | CHN | 2:27:35 |
Netsanet Gudeta | ETN | 2:29:15 |