Mit den Siegen von Shalane Flanagan (USA) sowie Geoffrey Kamworor (KEN) gingt soeben der TCS New York City Marathon zu Ende. Flanagan setzte sich nach 36 km von der Favoritin Mary Keitany (KEN) und Mamitu Daska (ETH) ab und gewann überlegen nach 2:26:53. Bei den Männern lief Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor seinen letzten beiden Mitstreitern Wilson Kipsang (KEN) und Lelisa Desisa (ETH) vor der 40 km-Marke davon und konnte seinen Vorsprung ganz knapp gegen den am Ende stark aufkommenden Wilson Kipsang verteidigen. Damit gewann Kamworor seinen ersten Marathon nach 2:10:53, drei Sekunden vor Kipsang.
Shalane Flanagan gewann sensationell den New York City Marathon 2017. (c) Screenshot
Das Rennen der Frauen wurde 30 Minuten vor dem der Männer gestartet und begann im “Schlafwagen-Tempo”. 6:43 Minuten für die erste Meile entspricht einem Schnitt von über 4 Minuten/km, das ist das Niveau von Breitensportlern. Daran änderte sich bei einer großen Gruppe an der Spitze wenig, die 5 km nach 19:09 erreichte, 10 km wurden in 36:52 passiert, 15 km in 54:44, der Halbmarathon in 1:16:18, also ein Regime im Ziel von 2:32 Stunden. Für ein Rennen der World Marathon Majors eigentlich indiskutabel. Über 25 km in 1:30:07 erreichte man 30 km in 1:47:05 und kurz danach gab es eine Vorentscheidung.
Mit einer leichten Verschärfung des Tempos konnten sich Mary Keitany (KEN), Mamitu Daska (ETH) sowie Shalane Flanagan (USA) von den Mitstreiterinnen absetzen und erreichten 35 km nach 2:03:56. Einen Kilometer danch fiel bereits die Entscheidung, denn Flanagan rannte davon und Keitany sowie Daska setzten nicht energisch genug nach. Lief Flanagan die 21. Meile noch in 5:26, so brauchte sie für die kommenden beiden Meilen nur noch 5:09 Minuten, das sind km-Splits von 3:12 Minuten. Schon hier konnte die Favoritin Keitany nicht mehr kontern und fiel wie Daska immer weiter zurück. Vorne zog Flanagan unbeeindruckt ihre Flucht nach vorne durch und erreichte 40 km nach 2:19:53 mit den letzten 5 km in 15:57!
Somit hat der Silbermedaillengewinnerin über 10000 m bei Olympia im Jahr 2009 die Renntaktik in die Hände gespielt, es drängt sich sofort der Vergleich mit dem Rennverlauf bei den Männern in Chicago auf, wo ihr Landsmann Galen Rupp gleichfalls nach langsamen Beginn in einem schnellen Finale brillierte. Flanagan gewann in 2:26:53 – keine überragende Zeit – und konnte damit nach 40 Jahren wieder einen Sieg für eine Amerikanerin in NYC erringen. Eine volle Minute später kam erst Keitany als Zweite in 2:27:54 ins Ziel, Platz 3 ging an Daska in 2:28:08. Danach kamen dicht hintereinander die Altmeisterin Edna Kiplagat (KEN), der es damit nicht gelang, nach Boston im Frühjahr auch NYC im Herbst zu gewinnen, in 2:29:36 und Allie Kieffer (USA) lag im Fotofinish knapp vor der Debütantin Sara Sossena (ITA) in 2:20:39.
Ganz ähnlich verlief das Rennen bei den Männern, bei denen bereits die erste Meile in 5:39 erahnen ließ, was sich auch im Jahr 2017 in New York abspielen würde. 5 km wurde nach 16:15 erreicht, 10 km in 31:55. Was an einem kollektiven Jogging von Weltklasseathleten attraktiv sein soll, müssen diejenigen, die auf Rennen ohne Tempomacher bestehen, schon einmal erklären. Trotz des moderaten Tempos waren bereits nach dem Halbmarathon in 1:06:09 nur noch 7 Läufer in der Spitzengruppe, die sich kurz vor 25 km in 1:18:27 wieder auf 11 Athleten verstärkte. Über 1:33:57 bei 30 km und 1:49:36 bei 35 km lagen noch 9 Läufer an der Spitze, wobei etwas überraschend der Vorjahressieger und Ex-Weltmeister Ghirmay Ghebreslassie (ERI) den Anschluss verloren hatte und bald darauf aufgab.
Die Entscheidung fiel dann nach gut zwei Stunden, als sich Halbmarathon- und Cross-Weltmeister Geoffrey Kamworor (KEN), Mitfavorit Wilson Kipsang sowie die Äthiopier Lemi Hayle und das Breaking2-Mitglied Lelisa Desisa absetzen konnten. Kurz vor der 40 km-Marke zog dann Kamworor mit einer Meile von 4:31 (ca. 2:48 Minuten/km) das Tempo so stark an, dass keiner ihm folgen konnte. Als Kamworor schon wie der sichere Sieger aussah, kam Kipsang seinem Landsmann immer näher, startete aber seine Aufholjagd etwas zu spät. Am Ende fehlten dem Ex-Weltrekordler nur 3 Sekunden auf Kamworor, der seinen ersten Marathon in 2:10:53 gewann – auch bei den Männern für WMM-Standards eine mehr als bescheidene Zeit. Dritter wurde Desisa in 2:11:32 vor seinem Landsmann Hayle in 2:11:52. Sehr achtbar schlugen sich der Schweizer Tadesse Abraham als Fünfter in 2:12:01 sowie der Niederländer Michel Butter als Sechster in 2:12:39. Beide profitierten sicher von der extremen Renngestaltung an diesem Tag.
Insgesamt erreichten 50766 Teilnehmer das Ziel im Central Park, womit man leicht unter der Rekordmarke vom Vorjahr blieb. Und so bitter das klingt, bei aller Euphorie für spannende Rennen sind die World Marathon Majors in den USA bei den Männern zu leistungssportlich zweitklassigen Veranstaltungen geworden. Boston mit 2:09:37, Chicago mit 2:09:20 sowie NYC mit 2:10:53 produzieren (Sieger-)Zeiten, die in den weltweiten Rankings des Jahres weit hinten stehen werden. Da laufen London, nun auch Tokyo und natürlich Berlin in einer ganz anderen Liga der Zweiklassengesellschaft World Marathon Majors.
Ergebnisse Marathon der Frauen: | |||
1. | Shalane Flanagan | USA | 2:26:53 |
2. | Mary Keitany | KEN | 2:27:54 |
3. | Mamitu Daska | ETH | 2:28:08 |
4. | Edna Kiplagat | KEN | 2:29:36 |
5. | Allie Kieffer | USA | 2:29:39 |
6. | Sara Dossena | ITA | 2:20:39 |
Ergebnisse Marathon der Männer: | |||
1. | Geoffrey Kamworor | KEN | 2:10:53 |
2. | Wilson Kipsang | KEN | 2:10:56 |
3. | Lelisa Desisa | ETH | 2:11:32 |
4. | Lemi Berhanu Hayle | ETH | 2:11:52 |
5. | Tadesse Abraham | SUI | 2:12:01 |
6. | Michel Butter | NED | 2:12:39 |
7. | Abdi Abdirahman | USA | 2:12:48 |
8. | Koen Naert | BEL | 2:13:21 |
9. | Fikadu Girma Teferi | ETH | 2:13:58 |
10. | Shadrack Biwott | USA | 2:14:57 |