Die erste Entscheidung bei der 16. Leichtathletik WM in der britischen Hauptstadt London im 10000 m Lauf der Männer gewann der Brite Mo Farah, der damit im letzten Lauf seiner Karriere über diese Distanz endgültig zur Lauflegende geworden ist. In einem Lauf, das durch taktische Aktionen der Afrikaner hochinteressant und schnell war, setzte sich Mo am Ende unangefochten im Spurt einer Vierergruppe in der Weltklassezeit von 26:49,51 durch. Silber gewann der erst 20-jährige Joshua Cheptegei (UGA) in 26:49,94 und für Kenia blieb durch Paul Tanui in 26:50,60 durch Bronze.
In einem mitreißenden Rennen, das sicher zu einem Highlight dieser WM gehören wird, ging es sofort mit einer ersten Runde in 61,12 Sekunden zur Sache. Mo lief im Gegensatz zu seinen früheren Auftritten nicht provokativ am Ende sondern in der Mitte des 24-köpfigen Feldes. In der zweiten Runde setzte sich ein Trio mit Mitfavorit Geoffrey Kamworor (KEN) und Cheptegei etwas ab, wurde aber bei 1000 m in 2:39,48 wieder vom Feld eingeholt. Mit dem Split lag man an der Spitze auf Kurs zu 26:35 Minuten, also einer Weltklassezeit.
Mo Farah im Feld auf dem Weg zum WM-Titel über 10000 m. (c) BBC-Screenshot
Mo agierte nun an fünftletzter Stelle des lang auseinander gezogenen Feldes, wo vorne Kamworor das Tempo hoch hielt mit 2000 m in 5:25,43. Die Rundenzeiten lagen knapp über 65 Sekunden. Über 8:09,13 bei 3 km wurden 4000 m nach 10:53,79 erreicht, nach einem letzten km in 2:44,67 hatte sich Mo erstmals an die Spitze vorgearbeitet. Mit einer Runde von 63,67 steigerten die Kanianer Bedan Karoki, Paul Tanui und Kamworor die Fahrt und passierten die Hälfte der Distanz nach 5000 m in 13:33,37; das Tempo war somit in das Regime oberhalb von 27 Minuten gerutscht.
Nach einer schnellen Runde in 61,65 lag Mo etwa auf Platz 10 und das Feld zog sich weit auseinander, um aber in der kommenden Runden von nur 67,75 wieder zusammenzurücken. 13 Läufer lagen nach einem Kilometer in 2:43,71 bei 6000 m in 16:17,48 in der Spitzengruppe, bis nach einem weiteren Kilometer in 2:44,71 der junge Mann aus Uganda, Joshua Cheptegei, bei 7000 m nach 19:02,18 das Tempo anzog. Zusammen mit dem Äthiopier Abadi Hadis und Kamworor wurde vorne nun wieder sehr schnell gelaufen: 8000 m in 21:40,97 (2:38,80) und 9000 m in 24:20,06 (2:39,09). Auf dem letzten Kilometer musste die Entscheidung fallen.
Aufregung gab es 300 m vor dem Ziel, wo Mo mit Tanui und Karoki zusammenstieß und fast stürzte. (c) BBC-Screenshot
Eingangs der vorletzten Runde ging Farah in seiner typischen Art früherer Meisterschaftsläufe nach vorne und absolvierte diese Runde zusammen mit Hadis an der Spitze in 61,92. Dann gab es 300 m vor dem Ziel eine Schrecksekunde, als Mo mit Karoki und Tanui zusammenstieß und fast auf den Boden fiel, sich aber durch einen Tritt auf die Seitenumrandung der Bahn soeben noch abfangen konnte. Danach war es dann um die Konkurrenz geschehen. Eingangs der Zielgeraden zog er unwiderstehlich davon und gewann mit einer Schlussrunde in 55,63 Sekunden, das Rennen in großartigen 26:49,51, die zweiten 5000 m war er in 13:16,14 gelaufen.
Gewann zum dritten Mal in Folge nach 2013 und 2015 den WM-Titel über die 10000 m der Männer: Mo Farah (GBR). (c) BBC-Screenshot
Damit holte Mo nicht nur seine 10. Meisterschaftsmedaille, sondern lief nach seinem Europarekord von 26:46,47 niemals schneller, und auch bei einer WM war nur Kenenisa Bekele in 26:46,31 bei seinem Sieg 2009 in Berlin flotter unterwegs. Platz 2 ging an den jungen Joshua Cheptegei, der in 26:49,94 die erste Medaille für Uganda bei einer WM über 10000 m holte. Dabei war die Silbermedaille auch eine kleine Entschädigung für ihn nach der Enttäuschung bei der Cross WM in seinem Heimatland im März, wo er schon wie der sichere Sieger kurz vor dem Ziel kollabierte. Und Bronze errang Paul Tanui in 26:50,60, der damit in Grenzen die “Ehre” der Kenianer rettete und dabei zum dritten Mal in Serie die Bronze-Medaille über diese Distanz bei einer WM errang. Platz 4 ging gleichfalls an Kenia durch Bedan Karoki in 26:52,12, der damit andeutete, dass er demnächst ein erster Kandidat auf den Weltrekord im Halbmarathon sein dürfte.
Die Medaillengewinner über 10000 m der Männer. (c) BBC-Screenshot
Leer ging der Mitfavorit Geoffrey Kamworor aus, der nach WM-Titeln im Halbmarathon und im Crosslauf über die lange Bahnstrecke weiter auf einen WM-Titel warten muss. In 26:57,77 wurde er nur Sechster und musste dabei sicher auch für seinen Bemühungen bezahlen, durch ein schnelles und wechselhaftes Tempo dafür zu sorgen, Mo Farah zu zermürben. Sehr sichtbar hat diese Taktik nicht funktioniert, in einem seiner besten Rennen zeigte der Brite, dass er bei Meisterschaftsrennen eigentlich unschlagbar scheint, wie immer die Renntaktik durch die Konkurrenz gestaltet wird.
Mo Farah mit Familie bei der Ehrenrunde im Olympia-Stadion. (c) BBC-Screenshot
Dabei bleibt noch anzumerken, dass das Rennen in London sicherlich zu den schnellsten in der Historie gehört, was sie Leistungsbreite angehört. Sieben Läufer unterboten die Schallmauer von 27 Minuten, nur einmal bei den PreClassic 2011 – da lief Mo auch seine Bestzeit – waren das einmal 9 Läufer. Nun darf man gespannt sein, ob er ähnlich souverän – mit den schnellen 10000 m in den Beinen – auch noch die 5000 m in einem in der Tat dann historischen Double gewinnen kann.
Ergebnisse 10000 m der Männer: (Quelle IAAF) | ||||
1 | Mohamed Farah | GBR | 26:49.51 | WL |
2 | Joshua Kiprui Cheptegei | UGA | 26:49.94 | PB |
3 | Paul Kipngetich Tanui | KEN | 26:50.60 | SB |
4 | Bedan Karoki Muchiri | KEN | 26:52.12 | PB |
5 | Jemal Yimer | ETH | 26:56.11 | PB |
6 | Geoffrey Kipsang Kamworor | KEN | 26:57.77 | SB |
7 | Abadi Hadis | ETH | 26:59.19 | SB |
8 | Mohammed Ahmed | CAN | 27:02.35 | NR |
9 | Shadrack Kipchirchir | USA | 27:07.55 | PB |
10 | Andamlak Belihu | ETH | 27:08.94 | PB |
11 | Aron Kifle | ERI | 27:09.92 | PB |
12 | Abraham Naibei Cheroben | BRN | 27:11.08 | NR |
13 | Leonard Essau Korir | USA | 27:20.18 | PB |
14 | Timothy Toroitich | UGA | 27:21.09 | PB |
15 | Hassan Mead | USA | 27:32.49 | PB |
16 | Zane Robertson | NZL | 27:48.59 | SB |
17 | Hiskel Tewelde | ERI | 27:49.62 | SB |
18 | Moses Martin Kurong | UGA | 27:50.71 | |
19 | Onesphore Nzikwinkunda | BDI | 28:09.98 | PB |
20 | Stephen Mokoka | RSA | 28:14.67 | SB |
21 | Bayron Piedra | ECU | 28:50.72 | SB |
22 | Patrick Tiernan | AUS | 29:23.72 | |
Nguse Amlosom | ERI | DNF | ||
Polat Kemboi Arikan | TUR | DNF |
Die (inoffiziellen) Splits des führenden Läufers: | ||
400 m | 61,12 | 61,12 |
800 m | 2:05,96 | 64,84 |
1000 m | 2:39,48 | 2:39,48 |
1200 m | 3:13,09 | 67,13 |
1600 m | 4:20,30 | 67,21 |
2000 m | 5:25,43 | 2:45,95 |
2400 m | 6:30,63 | 65,21 |
2800 m | 7:36,58 | 65,96 |
3000 m | 8:09,13 | 2:43,70 |
3200 m | 8:41,84 | 65,26 |
3600 m | 9:47,13 | 65,29 |
4000 m | 10:53,79 | 2:44,67 |
4400 m | 11:59,51 | 65,72 |
4800 m | 13:03,18 | 63,67 |
5000 m | 13:33:37 | 2:39,58 |
5200 m | 14:04,83 | 61,65 |
5600 m | 15:10,53 | 67,75 |
6000 m | 16:17,48 | 2:43,71 |
6400 m | 17:23,31 | 65,64 |
6800 m | 18:29,35 | 66,04 |
7000 m | 19:02,18 | 2:44,71 |
7200 m | 19:34,39 | 65,05 |
7600 m | 20:37,54 | 63,16 |
8000 m | 21:40,97 | 2:38,80 |
8400 m | 22:44,51 | 63,55 |
8800 m | 23:48,24 | 63,73 |
9000 m | 24:20,06 | 2:39,09 |
9200 m | 24:51,96 | 63,72 |
9600 m | 25:53,88 | 61,92 |
10000 m | 26:49,51 | 55,63 |