Augustine Choge (KEN) gewann in einer Zeit von bescheidenen 1:03:25 den American Association for Cancer Research Rock ‘n’ Roll Philadelphia Half Marathon am letzten Sonntag, der schwächsten Siegerzeit in Philadelphia seit 36 Jahren!Dabei waren die Bedingungen nicht so extrem, um die Zeiten im Elitesegment zu relativieren. Die triste Tatsache an dem Niedergang im Leistungsniveau, das mit einer gewissen Verzögerung auch diese Topveranstaltung an der amerikanischen Ostküste erreicht hat, liegt in der Geschäftspolitik der Competitor Group begründet, die nach der Übernahme der Rock ´n´ Roll Serie von Laufveranstaltungen zunehmend die geschäftlichen Interessen ins Spiel bringt. Und da wird konsequent die Frage gestellt, was (meist ostafrikanische) Eliteläufer bringen, die weit vor dem Rest der Teilnehmerfelder vorweg laufen.
Für einen Kaufmann ist die Frage schnell zu beantworten, nämlich: NICHTS! Und diese Strategie setzt das Managment von Competitor bei der Vielzahl von Veranstaltungen in den USA und in Übersee konsequent um. Zunächst waren es die “weniger bedeutenden” Läufe, wie Seattle, Tempe/Phoenix (Arizona) oder Las Vegas. Aber in letzten Zeit sind auch die Aushängeschilder, wie z.B. der San Diego Marathon an der Reihe. Die Ergebnisse im Marathon in San Diego, der die Wiege der Rock ´n´ Roll Events war und durch Tim Murphy und Mike Long mit großem Engagement und Expertise zu einer Veranstaltung auf Weltklasseniveau entwickelt wurde, zeigen in diesem Jahr ganz eindeutig im Leistungsniveau nach unten.
Immerhin hatte man in Philadelphia mit Stephen Sambu (KEN) noch einen sehr starken Läufer verpflichtet, der in drei Wochen in Chicago seit Debüt über die volle Marathondistanz plant. Doch der schien von dem reduzierten Elitefeld und den reduzierten Preisgeldern infiziert und brach mit einer Zeit von 1:12:12 gewaltig ein, nachdem er noch bis 10 km mit Choge in 30:05 Minuten mithalten konnte. Dahinter gab es dann durch einheimische Läufer Zeiten jenseits der 65 Minuten. Das steht im krassen Kontrast zu Zeiten, als in Philadelphia einmal ein Rekord der meisten Finisher unter einer Stunde aufgestellt wurde. 9 Läufer liefen 2011 unter einer Stunde, zwei sogar unter 59 Minuten. Aber dies ist Geschichte.
Dazu das Internetportal LetsRun.Com: “When a for-profit entity owns a race, profit – not performance – is normally going to win out.” Dies gilt auch für das Rennen der Frauen, das Buze Diriba (ETH) in 1:11:49 gewann, der schwächsten Zeit einer Siegerin in den letzten 21 Jahren.
Im Jahr 2012 “kaufte” (das Verb passt großartig) Competitor diese Veranstaltung und krempelte diese konsequent um. Natürlich kann man sich fragen, was die Eliteläufer vor den Läufermassen bringen. Aber während Competitor sich diese Frage lange beantwortet hat, zeigen die Fakten, dass die Problematik weit diffiziler ist. Denn mit den Topleistungen beginnen sich nun in Philadelphia auch die Läufermassen von der Veranstaltung zurück zu ziehen. Während im Jahr 2011 des leistungssportlichen Hochs noch 16476 Finisher ins Ziel kamen, waren das am letzten Sonntag nur noch 12206. Das sollte auch Kaufleuten zu denken geben.
Wie dem auch sei, die Problematik stellt sich ja nicht nur in den USA und im Zusammenhang mit Competitor. Deshalb wird es für die Zukunft der Laufszene von großer Wichtigkeit sein, dieses sensible Gleichgewicht von Sport und Kommerz im Auge zu behalten. Eine Trivialiät ist die Thematik jedenfalls nicht, auch die Spezies mit ausgeprägtem kommerziellen Instinkt dürfte das mittlerweile registriert haben.
Start zum Rock ´n´ Roll Marathon in Philadelphia am letzten Sonntag. (c) Veranstalter
Ergebnisse Halbmarathon der Männer: | |||
1. | Augustine Choge | KEN | 1:03:24 |
2. | Scott Smith | USA | 1:05:03 |
3. | Jeffery Eggleston | USA | 1:05:18 |
4. | Eric Fernandez | USA | 1:05:26 |
5. | Duriel Hardy | USA | 1:06:54 |
6. | Tyler Jermann | USA | 1:07:48 |
7. | Gregory Leak | USA | 1:08:39 |
8. | Graham Tribble | USA | 1:10:12 |
9. | Carlos David Roa | USA | 1:11:10 |
Ergebnisse Halbmarathon der Frauen: | |||
1. | Buze Diribe | ETH | 1:11:49 |
2. | Neely Spence Gracey | USA | 1:12:08 |
3. | Frances Koons | USA | 1:15:29 |
4. | Nicolette Mateescu | USA | 1:18:57 |
5. | Alexandra Bernardi | USA | 1:19:00 |
6. | Stephanie Reich | USA | 1:19:59 |