In Japan erledigt man die Dinge gründlich und unter den strengen Augen der Gesetzeshüter, was die Dinge nicht immer beschleunigt. Ein Musterbeispiel ist der Streckenverlauf des Tokyo Marathon, der in diesem Jahr als Massenevent seine 10. Auflage feiern konnte. Dabei musste man bei allem Bemühen der Veranstalter erfahren, dass Tokyo einen der unattraktivsten Schlussparts im Streckenverlauf zu bieten hat(te). Nach etwa 35 km ging es auf eine Hochstraße, weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und das Gebiet des Ziels – das Messezentrum “Big Sit”e – ist an Öde und Tristesse kaum zu überbieten. Zeigen die großen Events der Szene ihre Städte beim Finale im besten Licht – Berlin: Brandenburger Tor, London: The Mall, NYC: Central Park, Chicago: Grant Park, Wien: Hofburg, Frankfurt: Festhalle (innen), Boston: Bolston Street, etc., etc. – konnten die wackren Japaner nur grauen Beton und ein Finish der Trostlosigkeit präsentieren.
Falls hier nicht jemand einen (gelungen und verfrühten) Aprilscherz gestartet hat, ist dies DIE Meldung der Woche in der Straßenlaufszene. Danach bleibt – dagegen ist nichts einzuwenden – das Startgebiet in Shinjuku erhalten, wobei man aber nach 5 km nun nördlich vom Imperial Palace bleibt. Dort und in Nähe der berühmten Tokyo Station wird am Ende das Ziel sein. Damit zeigt man nun auch in Tokyo die schönen Seiten der Metropole! Zwischendrin hat man einige neue Streckensegmente eingebaut und läuft Teile des alten Kurses in umgekehrter Richtung. So rückt z.B. der markante Wendepunkt in Shinagawa von ca. 15 km auch gut 35 km zurück.
In der Tat haben die Organisatoren vor Ort sich einige Gedanken gemacht. Denn mit etwas Geschick kann man – wie z.B. auch in Chicago – die Läufer sechsmal vorbeiziehen sehen. Noch bevor nun ein heißer Marathon-Frühling vor der Tür steht, waren dies in der Tat sehr gute Nachrichten aus der japanischen Hauptstadt. Nachdem man sich in landestypischer Sturheit zusammen mit der Tokyo Police zunächst den Neuerungen verschloss, wich man schon in diversen Dingen (z.B. große Elitefelder) von althergebrachter Tradition ab. Nun hat man in Tokyo ein weiteren großen Schritt in Richtung eines Ereignisses von Weltgeltung vollzogen. Denn neben der maßgeblich gesteigerten Attraktivität des Kurses dürfte auch das Einbrechen der Topathleten im Schlussteil des Rennens der Geschichte angehören. Der Kursrekord in Tokyo und der Allcomers Rekord auf der Insel dürften schnell in die globale Spitzengruppe aufschließen.
Der neue Streckenverlauf des Tokyo Marathon im kommenden Jahr. (C) Tokyo Marathon