Mit einer Siegerzeit von über 2:10 Stunden blieb auch die dritte World Marathon Majors (WMM) Veranstaltung des Jahres 2015 weit hinter den internationalen Standards schneller Zeiten zurück. Nachdem schon der Boston Marathon eine Zeit von nur 2:09:17 aufwies und Chicago erstmals ohne Tempomacher mit 2:09:26 regelrecht unterging, kann die Zeit von Stanley Biwott (KEN) in 2:10:34 auch nicht Ansätzen zufriedenstellen. Zwar waren die Wettbewerbe bei Frauen sowie Männern im letzten Viertel durchaus sehenswert (so man in der chaotischen und durch zahlreiche Werbeeinblendungen unterbrochenen TV-Übertragung das Rennen überhaupt nachvollziehen konnte), aber “reparieren” ließen sich die anfänglichen Herbstspaziergänge durch den Big Apple kaum noch.
Somit lieferten gleich alle WMM Veranstaltungen auf US-amerikanischem Boden Zeiten ab, für die man sich die Verpflichtung hochkarätiger Athleten eigentlich ersparen kann. Wenn man sieht auf welchem Niveau Läufe wie in Eindhoven, Gyeongju (liegt in Korea), Frankfurt, Xiamen, Kosice, etc., etc. auch im Jahr 2015 agieren, dann kann man der selbst ernannten Elite des Marathonlaufs nur solide Zweitklassigkeit attestieren. Man kann die Sache drehen und wenden, wie man will, von leistungssportlicher Seite sind für die US-WMM-Events die “Golden Labels” der IAAF nicht zu rechtfertigen. Sicherlich kann man über Tempomacher kontrovers diskutieren, wenn man aber sieht, was da vor allen in Chicago und New York City herausgekommen ist, dann waren dies sehr deutliche Argumente FÜR den Einsatz von “Hasen”.
Während die Frauen durch die Portugiesin Moreira noch ein halbwegs flottes Tempo anschlugen, deutete schon die erste Meile der Männer an, was nun auch in New York City drohte. 5:22 war der erste Meilensplit auf der Verenzano Narrows Bridge. 5 km passierten die Männer nach 15:49, 10 km nach 31:31, 20 km nach 1:03:14. Man war auf Kurs von nur 2:13:30 und das Männerfeld mit 14 Läufern lag noch dicht zusammen. Höhepunkt der Tempoverschleppung war dann der 5 km-Abschnitt nach 25 km in indiskutablen 16:25, erst zur 30 km Marke in 1:34:58 wurde es mit 15:19 deutlich schneller und nur noch acht Läufer waren in Front. Dann war vor allem Stanley Biwott, der nun das Tempo erhöhte und die Spitzengruppe sprengte, in der nun Yuki Kawauchi, Meb Kefelzighi und Yemane Tsegaye zurückfielen. Bei den 20 Meilen (von dort sind es noch recht genau 10 km bis ins Ziel) ging die Jagd so richtig los. Dr 20 Meilen-Split war 1:41:59, der spätere Sieger lief von hier bis ins Ziel grandiose 28:35! Und das trotz des welligen Profils im Central Park.
Erstaunlich, dass bei der Tempoverschärfung Topfavorit Wilson Kipsang schnell zurückfiel. Geoffrey Kamworor beteiligte sich an der Tempohatz und versuchte seine Begleiter abhzuhängen, was ihm aber nur bezgl. Lelisa Desisa gelang. Auf welchem Niveau man nun agierte zeigt auch die Zeit für den Abschnitt von 35 km (1:49:47) nach 40 km (2:04:06), der in 14:19 Minuten absolviert wurde. Nach 38 km war das schon die Entscheidung gefallen. Biwott ließ auch noch Kamworor zurück und siegte unangefochten in 2:10:34, wo bei der die zweite Hälfte in 1:03:43 mit einem erheblichen negativen Split von 3 Minuten gelaufen wurde. Für eine gute Zeit wurde aber im ersten Part zu stark gebummelt. Platz 2 ging an Kamworor in 2:10:48 vor Lelisa Desisa in 2:12:10. Yuki Kawauchi schaffte im Duell mit Keflezighi noch Platz 6 in 2:13:29.
Yuki Kawauchi gab am Ende sehr sichtbar wieder Alles und wurde mit Platz 6 in 2:13:30 belohnt. (c) A Runners Eye
Bei den Frauen fiel die Entscheidung nach 33 km, wo sich Keitany zunächst mit der London-Siegerin dieses Jahres, Tigist Tufa (ETH), absetzen konnte. Schon bald danach konnte auch Tufa nicht mehr folgen und Keitany lief in 2:24:25 einem überlegenen Sieg entgegen. Somit konnte sie ihren Erfolg aus dem Vorjahr an gleicher Stelle wiederholen. Aselefech Mergia, die Siegerin von Dubai im Januar, arbeitete sich noch auf Platz 2 in 2:25:32 vor, Dritte wurde Tigist Tufa in 2:25:50. Für ihren mutigen Lauf im ersten Teil wurde die Portugiesin Sara Moreira mit Platz 4 in 2:25:53 belohnt.
Die Zahl der Finisher war wieder mit 49617 sehr hoch, insbesondere angesichts der 50235 Teilnehmer, die im Fort Wadsworth die Startlinie überquerten, was einer Quoto von 98,8 % entspricht. Gegenüber dem Rekord vom letzten Jahr mit 50530 Finisher lag man etwas zurück. Nach wie vor ist der New York City Marathon der teilnehmerstärkste Lauf auf dem Globus, mit 46034 liegt Chicago auf Platz 2 vor Paris mit 40259.
Ergebnisse der Männer:
1. | Stanley Biwott | 2:10:34 | KEN |
2. | Geoffery Kamworor | 2:10:48 | KEN |
3. | Lelisa Desisa | 2:12:10 | ETH |
4. | Wilson Kipsang | 2:12:45 | KEN |
5. | Yemane Tsegay | 2:13:24 | ETH |
6. | Yuki Kawauchi | 2:13:29 | JPN |
7. | Meb Keflezighi | 2:13:32 | USA |
8. | Craig Leon | 2:15:16 | USA |
9. | Birhanu Dare Kemal | 2:15:40 | ETH |
10. | Kevin Chelimo | 2:15:49 | KEN |
11. | Andrea Lalli | 2:17:12 | ITA |
12. | Juan Luis Barrios | 2:18:06 | MEX |
13. | Diriba Degefa Yigezu | 2:19:21 | ETH |
14. | Negash Abebe Duki | 2:20:30 | ETH |
Die Splits des Siegers Stanley Biwott:
5 km | 15:49 | 2:13:37 | |
10 km | 31:31 | 15:42 | 2:13:03 |
15 km | 47:30 | 15:59 | 2:13:37 |
20 km | 1:03:14 | 15:44 | 2:13:27 |
HM | 1:06:51 | 2:13:42 | |
25 km | 1:19:39 | 16:25 | 2:14:26 |
30 km | 1:34:58 | 15:19 | 2:13:36 |
35 km | 1:49:47 | 14:49 | 2:12:22 |
40 km | 2:04:06 | 14:19 | 2:10:57 |
Ziel | 2:10:34 | 6:28 |
Ergebnisse der Frauen:
1. | Mary Keitany | 2:24:25 | KEN |
2. | Aselefech Mergia | 2:25:32 | ETH |
3. | Tigist Tufa | 2:25:50 | ETH |
4. | Sara Moreira | 2:25:53 | POR |
5. | Christelle Daunay | 2:26:57 | FRA |
6. | Priscah Jeptoo | 2:27:03 | KEN |
7. | Laura Thweatt | 2:28:23 | USA |
8. | Jelena Prokopcuka | 2:28:46 | LAT |
9. | Anna Incerti | 2:33:13 | ITA |
10. | Caroline Rotich | 2:33:19 | KEN |