Trotz einer langen Liste von Absagen, die in sich selbst mehr als eindrucksvoll, geht der London Marathon am Sonntag mit Elitefeldern der Extraklasse an den Start in Black Heath im Stadtteil Greenwhich. Bereits im August kam die Absage vom Weltmeister Tamirat Tola (ETH) (PB 2:03:39), der nun im Dezember in Valencia an den Start gehen will. Erst kurzfristig sagten Mosinet Geremew (ETH) (PB 2:02:55), Vincent Kipchumba (KEN) (PB 2:04:48) sowie Topstar Mo Farah (GBR) (PB 2:05:11) ab. Bei den Frauen ist es vor allem die Weltrekordhalterin Brigid Kosgei (KEN) (PB 2:014:04), die wegen einer Zerrung passen muss.
Trotzdem bleiben bei den Männern sechs Athleten mit PBs von unter 2:04 Stunden “über”. Topstar ist Kenenisa Bekele (KEN), der mit bereits 40 Jahren neben einem Sieg eine erhebliche Steigerung des Masters-Weltrekord von 2:06:35 anpeilt. Nach seiner großartigen Leistung beim Berlin Marthon 2019 in 2:01:41 ist der Äthiopier aber eine weitere Topleistung schuldig geblieben. Im letzten Jahr schaffte er in Berlin bei warmen Wetter 2:06:47, sechs Wochen später in New York City reichte es dann nur zu 2:12 Stunden. Vor drei Wochen beim Halbmarathon im Rahmen des Great North Run wurde er Dritter in 1:01:01, befand sich da allerings in der Hochphase seiner Vorbereitungen für den London Marathon. Bekele hat sich wieder bei Jos Hermens in Nijmegen vorbereitet, was sicher positiv für eine gute Leistung am Sonntag sprechen sollte.
Kenenisa Bekele geht in London ein weiteres Mal an den Start. (c) H. Winter
Dass ein Erfolg in London für Bekele kein Selbstläufer sein wird, zeigen schon allein weitere Athleten, die PBs von unter 2:04 Stunden aufweisen. Dazu gehört der “Titelverteidiger” Sisay Lemma (ETH), der etwas überraschend im letzten Jahr in London in 2:04:01 gewann. Seine PB von 2:03:32 erreichte er beim Berlin Marathon 2019. Sein letzter Auftritt im April in Boston war wenig erfolgreich, wo er den Lauf nicht beendete. Insgesamt ist Äthiopien in der britischen Hauptstadt mit einem starken Kontigent bei den Männern vertreten: Birhanu Legese (ETH), Kinde Atanaw (ETH) sowie Leule Gebresilase (ETH). Alle diese Herren sind den Marathon schon in 2:04:02 oder schneller gerannt.
Legese lief beim Berlin Marathon 2019 2:02:48, Atanaw gewann den Valencia Marathon im Jahr 2019 in 2:03:51 und Gebresilase wurde 2018 in 2:04:02 Zweiter in Dubai. Die kenianischen Farben wird vor allem Amos Kipruto (KEN) vertreten. Kipruto ist mit einer PB von 2:03:13 notiert, die er als Zweiter hinter Eliud Kipchoge (der unterbot am 25. September in Berlin seinen WR und ist damit in London nicht dabei) beim Tokyo Marathon im März erzielte. Und nicht vergessen sollte man auch Bashir Abdi (BEL), der nach der Olympischen Bronze-Medaille beim Rotterdam Marathon 2021 den Europarekord auf 2:03:36 schraubte.
Bei den Frauen sind die Weltrekordhalterin über 10 km Yalemzerf Yehualaw (ETH) und die Vorjahressiegerin Jocyline Jepkosgei (KEN) die Favoritinnen. Yehulaw legte im April in 2:17:23 ein grandioses Debüt auf das Hamburger Pflaster und wird sicher in London noch deutlich schneller rennen können. Gleiches dürfte für Jepkosgei gelten, die mittlerweile auch den New York City Marathon gewinnen konnte. Zu beachten sein, wird ferner Ashete Bekere (ETH), die 2019 den Berlin Marathon in 2:20:14 gewann, 2021 in London Dritte in 2:18:18 wurde und sich im März in Toyko auf 2:17:58 steigerte. Und zu den acht Läuferinnen im Starterfeld, die einen Marathon schon unter 2:20 Stunden gelaufen sind, gehört auch Joan Chelimo Melly (ROU), die souverän im März 2022 den Seoul Marathon in 2:18:04 gewinnen konnte.