Auch bei der 14. Auflage des Volksbank Münster Marathons in der westfälischen Metropole geht eine ganze Zahl von Eliteathleten auf die Jagd nach schnellen Zeiten und den Streckenrekorden. Während man bei den Frauen durch Eleni Gebrehiwot vom TV Wattenscheid im Jahr 2013 mit 2:29:12 eine Schallmauer bei den Frauen durchbrach (Eleni wird dieses Jahr zwar nicht mitlaufen, ist aber als Ehrengast auf der Haupttribüne dabei), müht man sich bei den Männern seit Jahren, die Barriere von 2:10 Stunden endlich zu unterbieten. Den Streckenrekord auf der kurvenreichen Münsteraner Strecke stellte Patrick Muriuki (KEN) bereits 2010 mit 2:10:25 auf.
Der Start zum Münster Marathon im letzten Jahr. Ganz vorne (Startnummer 9) Emmanuel Samal (KEN). (c) H. Winter
Im letzten Jahr hatte es lange danach ausgesehen, dass ein Läufer aus Kenia den vom Organisationsleiter Michael Brinkmann so sehnlich gewünschten “Aufstieg in die 1. Liga” des Marathonlaufs realisieren würde. Emmanuel Samal legte vom Start weg ein aberwitziges Tempo vor, das allerdings auch zeigte, dass der winkelige Kurs durch die Innenstadt nicht so langsam ist, wie man vermuten könnte. Nachdem man in den Vorjahren hier immer wertvolle Zeit bereits am Anfang verlor, passierte Samal die 5 km nach unglaublichen 14:24 und lag auf Kurs von 2:01:30, weit unter Weltrekordtempo. Und auch die 10 km-Durchgangszeit von 29:23 war von ähnlicher Qualität. Aber eine solch ungestüme Tempojagd konnte einfach nicht gut gehen. Bis zum Halbmarathon nach 1:03:27 sah es für Samal noch gut aus, danach begann aber der zu erwartende Einbruch seiner Kräfte und die viel zu verhalten gestarteten Verfolger (Halbmarathon: 1:05:38) machten schnell Boden gut.
Emmanuel Samal (KEN) bestimmte 2/3 des Rennens im letzten Jahr, dann war er mit seinen Kräften am Ende. (c) H. Winter
Nach etwa 36 km im Ortsteil Gievenbeck war Samal von den Verfolgern gestellt, der erst als Neunter nach 2:16:21 das Ziel auf dem Prinzipalmarkt erreichte. Josphat Kiprono Letting (KEN) setzte sich aus der Verfolgergruppe noch deutlich ab und gewann in 2:10:42. Für eine schnellere Zeit war er im Gegensatz zu Samal den ersten Part zu langsam angelaufen.
Josphat Kiprono Letting (KEN) ist nach 2014 auch in diesem Jahr am Start und will den Streckenrekord jagen. (c) H. Winter
Kiprono ist auch in diesem Jahr dabei und will unbedingt den Streckenrekord und die 2:10 Stunden unterbieten, wofür vom Veranstalter eine attraktive Prämie von 3000 Euro angekündigt ist. Dass solche Zeiten durchaus realistisch sind, zeigt seine Bestzeit von 2:09:34, die er im April 2013 beim Marathon in Enschede erzielt hatte.
Dass nach Aussagen von Organisator Michael Brinkmann der “Streckenrekord reif ist”, dafür könnte vor allem auch Weldon Kirui sorgen, dessen Hausrekord sogar bei 2:09:06 aus dem Jahr 2012 vom Eindhoven Marathon steht. Dabei hat Kirui allerdings in den letzten Jahren nur noch hohe 2:12er Zeiten erzielt, zuletzt im April mit 2:12:47 in Hannover.
Während David Tarus (im letzten Jahr in Münster Vierter in 2:12:39) als weiterer 2:09-Läufer absagen musste, steht mit Joel Kipsang Kositany (KEN) ein Läufer auf der Startliste, der 2012 mit 2:09:50 in Tiberias am See Genezareth ebenfalls schon unter 2:10 Stunden lief. Dabei gelten für sein aktuelles Leistungsvermögen ähnliche Einschränkungen wie bei Kirui.
Ansonsten hat es im Topsegment diesmal einige Absagen gegeben, darunter auch von einer in Münster stets gern gesehenen Gruppe an japanischen Läuferinnen und Läufern, die alle verletzungsbedingt die lange Anreise nicht antreten konnten. Als Tempomacher ist Wilson Kigen (KEN) vorgesehen, der eine Bestzeit von 2:08 Stunden im Marathon aufweist. Dies liegt allerdings schon einige Jahre zurück, seine große Erfahrung dürfte aber am Sonntag von Vorteil sein, da die Tempogestaltung bei den Männern in den letzten Jahren in Münster stets nicht unproblematisch war.
Bei den Frauen ist die Kenianerin Edinah Kwambai die Favoritin, die 2012 in Ljubljana 2:29:35 Stunden lief. Beim warmen Kassel Marathon brauchte sie allerdings 2:39:54. Nancy Koech (KEN) lief im Mai in Kopenhagen 2:33:45 und Rael Kimaiyo (KEN) hat eine Bestzeit von 2:34:23, die sie 2011 in Warschau erreichte.
Unter dem Motto “Wir leben laufen” wird es am Sonntag um 9 Uhr für ca. 2500 Marathonläufer ernst, eine Viertelstunde später gehen die Staffeln an den Ablauf. Insgesamt erwarten die Organisatoren gut 8500 Teilnehmer, wobei die Wettervorhersage nach den sehr warmen Wochen für eine Laufveranstaltung recht günstig erscheinen: Temperaturen um die 13 bis 15°C sowie bedeckter Himmel. Stören könnte ein auffrischender Wind sowie leichter Regen ab der Mittagszeit.
Organisator Michael Brinkmann hofft vor allem bei den Männern auf eine Zeit von unter 2:10 Stunden. (c) H. Winter
Einige Daten der Top-Läufer/-innen
Wilson Kigen (Pace)
2012 | 2:12:08 | Wien | 15 APR |
2009 | 2:10:50 | Daegu | 12 APR |
2008 | 2:08:16 | Frankfurt | 26 OCT |
2007 | 2:09:56 | Gyeongju | 21 OCT |
2006 | 2:09:47 | Seoul | 05 NOV |
2005 | 2:08:34 | Frankfurt | 30 OCT |
2002 | 2:13:49 | Eindhoven | 13 OCT |
Weldon Kirui
2015 | 2:12:47 | Hannover | 19 APR |
2014 | 2:12:44 | Nairobi | 26 OCT |
2013 | 2:12:55 | Duluth, MN | 22 JUN |
2012 | 2:09:06 | Eindhoven | 14 OCT |
2011 | 2:13:31 | St. Paul, MN | 02 OCT |
Joel Kipsang Kositany
2015 | 2:12:35 | Tiberias | 09 JAN |
2014 | 2:12:07 | Tiberias | 10 JAN |
2013 | 2:12:56 | Tiberias | 10 JAN |
2012 | 2:09:50 | Tiberias | 12 JAN |
Josphat Kiprono Letting
2014 | 2:10:42 | Münster | 14 SEP |
2013 | 2:09:34 | Enschede | 21 APR |
Nancy Koech
2015 | 2:33:45 | København | 24 MAY |
Edinah Kwambai
2015 | 2:39:54 | Kassel | 17 MAY |
2014 | 2:40:42 | Ljubljana | 26 OCT |
2013 | 2:29:35 | Ljubljana | 27 OCT |
Rael Jepyator Kimaiyo
2015 | 2:37:46 | Luxembourg | 30 MAY |
2014 | 2:41:25 | Odense | 28 SEP |
2012 | 2:40:21 | Porto | 28 OCT |
2011 | 2:34:23 | Warszawa | 25 SEP |
2007 | 2:41:20 | Bruxelles | 14 OCT |