Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand am gestrigen Abend ein weiteres internes Meeting des Bowerman Track Club auf einer Bahn in Portland (Bundesstaat Oregon, USA) statt. In großartigen Rennen über 5000 m unterboten sowohl Shelby Houlihan (USA) in 14:23,92 als auch Moh Ahmet (CAN) in gleichfalls grandiosen 12:47,20 die aktuellen Landesrekorde recht deutlich.
Shelby Houlihan (#304) auf der Zielgeraden vor Karissa Schweizer (#308), die in 14:26,34 Zweite des Laufs über 5000 m wurde. (c) USATF
Mit Unterstützung der Klubkameradinnen Colleen Quigley, Hindernis-Spezialistin Courtney Frerichs und Elise Cranny als Tempomacherinnen lagen Houlihan und Karissa Schweizer (USA) von Anfang auf Rekordkurs. 1000 m wurden nach 2:56 erreicht, 2000 m nach 5:51. Hier übernahm Frerichs die Pace und bei 3000 m in 8:48 Minuten lag man eine Sekunde unter der Durchgangszeit beim US-Landesrekord, den Houlihan 2018 mit 14:34,45 im belgischen Heusden aufgestellt hatte. Nach 3 km übernahm noch Cranny kurz die Tempoarbeit, nach 10 Minuten waren Houlihan und Schweizer auf sich allein gestellt.
Bereits bei 4000 m in 11:42 war eine Zeit unter 14:30 möglich, was die beiden US-Topläuferinnen auf dem Schluss-Kilometer auch eindrucksvoll umsetzten. Eine Runde vor Schluss zeigten die Uhren 13:22,5 und Houlihan zog den Schlussspurt an, den Schweizer nicht mehr zu folgen vermochte, nachdem sie zuvor mehrfach versuchte, ihre Landsfrau zu passieren. Mit einer grandiosen Schlussrunde in 61,5 Sekunden gewann Houlihan in der Topzeit von 14:23,92, womit sie ihren nationalen Rekord im Sinne des Worte “pulversierte” und auch Schweizer schaffte mit 14:26,34 ein außergewöhnliche Zeit, die in einer ewigen Bestenliste über 5000 m der Frauen auf Platz 14 rangiert. Houlihan lief die zwölftschnellste Zeit der Geschichte. Die Tempomacherinnen Frerichs und Cranny liefen das Rennen in 15:32,81 und 15:32,84 locker zu Ende.
Übertroffen wurde das Ergebnis der Frauen sogar noch von den Männern, wo der kanadische Rekordmann Moh Ahmet seinen Landesrekord von 12:58,16 in neue Dimensionen hievte. Ryan Hill (USA) war der erste Tempomacher von insgesamt neun Startern, der das Feld über 2:37,1 bei 1000 m auf 5:11 bei 2000 m schleppte. Dann war es der Hindernis-Spezialist Evan Jager, der über 7:46,6 bei 3000 m Ahmet und Lopez Lomong (USA) bis 3600 m unterstützte. Darauf war es allein Ahmet, der das Tempo vorne hoch hielt. Und wie! 4000 m wurden nach 10:20 passiert, bald darauf setzte sich der Kanadier mit einem furiosen Finale von Lomong ab und lief die letzten 3 Runden in mehr als beeindruckenden 60,3 – 59,5 – 57.5 Sekunden.
Die Uhren blieben bei 12:47,20 stehen, womit der dunkelhäutige Kanadier seinen Landesrekord um gut 10 Sekunden steigerte. Auch Lomong blieb mit 12:58,78 noch unter der 13-Minuten-Schwelle zur Weltklasse über diese Distanz. Diese Ergebnisse – bei Männern sowie Frauen – zeigen, dass auch die Pandemie nicht unbedingt verheerende Auswirkungen auf das Leistungsniveau von Topathleten haben muss. Wegen des sehr ausgedünnten Wettkampf-Kalenders kommen diese weit erholter an den Start und profitieren von weniger Stress bei den Saisonvorbereitungen. Die Leistungen in Portland sind sicher nicht die letzten Belege dafür, dass man die Saison 2020 noch lange nicht abschreiben sollte.