Mit einer kleinen Sensation endete die 14. Ausgabe des Ras Al Khaimah (RAK) Half Marathon im Vereinigten Arabischen Emirat ca. 80 km nördlich von Dubai. Nicht die hochfavorisierte Brigid Kosgei (KEN) sondern Ababel Brihane (ETH) gewann das superschnelle Rennen in der neuen Weltrekordzeit von 1:04:31. Die Ausnahmeläuferin und Marathon-Weltrekordlerin Kosgei musste sich in 1:04:49 mit Platz 2 zufrieden geben, blieb aber gleichfalls unter der alten globalen Bestmarke von 1:04:51 durch Joyciline Jepkosgei in Valencia aus dem Jahr 2017. Das Rennen der Männer war gleichfalls schnell, aber weit weniger spektakulär. Hier gewann Kibiwott Kandie (KEN) mit der neuen Welt-Jahresbestleistung von 58:58.
Die äußeren Bedingungen auf dem Kurs am Arabischen Golf mit Temperaturen um 18°C und 56% relat. Luftfeuchte (Taupunkt: 9°C) durch den im Vegleich mit den Vorjahren späteren Termin nicht optimal. Hilfreich war aber ein schwacher Wind, der in dieser Küstenregion zuweilen recht stark auffrischen kann. Der gemeinsame Start der Elite war mit einigen Problemen verbunden, als eine Läufer gleich zweimal vor dem Startschuss losliefen. Wie man beim zweiten “Fehlstart” die Zeiten im Ziel korrigierte, war bisher nicht zu erfahren. Die Ergebnislisten scheinen aber korrekt zu sein. Bei den Frauen war mit Geoffrey Kipyego (KEN), jener Tempomacher verpflichtet worden, der Brigid Kosgei schon im Oktober 2019 beim Fabel-Weltrekord in Chicago unterstützte. Sieben Läuferinnen gingen das hohe Tempo von Anfang an mit, über einen schnellen ersten Kilometer in 3:01 und 9:05 bei 3 km erreichte man 5 km in 15:05.
Über 18:06 bei 6 km fiel bei 8 km in 24:15 mit Fancy Chemutai (KEN) eine erste Favoritin zurück, die vor zwei Jahren bei ihrem Sieg an gleicher Stelle mit 1:04:52 den Weltrekord um nur eine Sekunde verpasste. In diesen Jahr hatte sie augenscheinlich nicht diese Form, im Gegensatz zu Kosgei und Brihane, die sich mittlerweile vorne absetzen konnten. Bei 10 km in 30:18 war man vorne auf Kurs zu einer Zeit von knapp unter 64 Minuten und lag 7 Sekunden vor der ersten Verfolgerin Yalemzerf Yelahun (ETH). Man hatte mittlerweile das Festland verlassen und lief auf der künstlichen Insel Al Marjan Island.
Eine nette Geste von Brigid Kosgei, die ihre Wasserflasche an ihre Kontrahentin Ababel Brihane bei ca. 12 km weitergibt. (c) Livestream/Screenshot
12 km wurden in 36:23 passiert, bei 15 km in 45:38 hatte Kosgei einen knappen Vorsprung auf Birhane von 2 Sekunden, war damit immer noch schneller als die Vorgaben im Vorfeld von 45:45 und auf Kurs zu einer Zeit von 1:04:11, d.h. Weltrekord. Nach 51 Minuten gab es eine große Überraschung, denn Brihane hatte Kosgei wieder eingeholt und lief der Kenianerin mit dem Tempomacher Kipyego davon. 17 km passierte die nun Führende in 51:54 und 18 km in 54:57, wo Kosgei bereits 7 Sekunden zurücklag und sichtbar vom hohen Tempo gezeichnet schien. Als Birhane, die dreimal den Halbmarathon in Delhi gewínnen konnte und sich in Kopenhagen auf 1:05:46 steigerte, 20 km nach 1:01:11 passierte, war der Äthopierin einer neuer Weltrekord so gut wie sicher.
Nach gut 16 km setzte sich Birhane mit dem Tempomacher von Kosgei ab. (c) Livestream/Screenshot
Kosgei hatte hier mit 1:01:29 weiter an Boden verloren, während vorne Birhane um eine gute Zeit kämpfte. Nach 1:04:31 passierte sie die Ziellinie und konnte damit den Weltrekord um 20 Sekunden steigern. Völlig entkräftet fiel sie zu Boden und musste mehrere Minuten gestützt werden, bis sie langsam wieder zu Kräften kam. Auch die Favoritin Brigid Kosgei blieb in 1:04:49 noch unter dem alten Weltrkord, aber eine Läuferin war diesmal (deutlich) schneller als sie. Beim Chicago Marathon 2019 hatte sie Birhane bei ihrem Weltrekord noch um über 6 Minuten hinter sich lassen können. Platz 3 ging in 1:05:34 an Rosemary Wanjiru (KEN).
Ababel Brihane steigerte beim RAK Halbmarathon den WR auf 1:04:31. (c) Livestream/Screenshot
Mit acht Läuferinnen im Ziel mit Zeiten von unter 68 Minuten gab es eine hochklassige Leistungsdichte, aber erst auf Platz 10 in 1:08:02 findet sich Fancy Chemutai, die nicht mehr an ihre Topform von vor 3 Jahren anzuknüpfen vermochte. Von deutscher Seite war Melat Kejeta (GER) aus Kassel am Start, die sich von der Tempohatz vorne anstecken ließ und die ersten 5 km in 15:22 anging, womit sie auf Kurs zu einer Zeit von unter 65 Minuten lag. Das konnte und ging dann auch nicht (ganz) gut. Über 31:46 bei 10 km erreichte sie 15 km in 48:26 und hatte dort gut 2 1/1 Minuten auf die Spitze eingebüßt. Nach 20 km in 1:05:23 war sie die letzten 5 km in fast 17 Minuten gelaufen und in 1:08:56 erreichte sie das Ziel auf Platz 11; deutsche Jahresbestleistung, die zweitbeste Zeit ihrer Karriere und die Zusatz-Qualifikation für das deutsche Olympia-Team im Marathon für Tokyo 2020.
Die Topathleten kurz vor dem Start, der einen recht ungewöhnlichen Ablauf nahm, der sicher nicht Regel konform war. (c) Livestream/Screenshot
Das Rennen der Männer sah zunächst den Tempomacher Nibret Melak (ETH) weit vor der Spitzengruppe agieren. Schon nach 1 km in 2:42 (2:44 waren seine Vorgaben) lag er weit vor der Elite, die mit zu langsamen 2:54 startete. Über 5:44 bei 2 km, 8:34 bei 3km und 11:22 nach 4 km erreichte man 5 km in 14:04 und lag damit etwas hinter den Vorgaben von 13:50 zurück. Als der Tempomacher bei 7 km in 19:42 wieder 4 Sekunden vor den Topläufern lag, war es der Schweizer Julien Wanders (SUI), der die Lücke schloss. Im letzten Jahr hatte Wanders an gleicher Stelle den Europa-Rekord im Halbmarathon auf 59:13 steigern können.
Über 22:32 bei 8 km gab es nach 9 km in 25:24 ein erstes prominentes Opfer. Adamlak Belihu (ETH), der im letzten Jahr in Delhi in 59:10 gewinnen konnte, fiel zurück und stieg bald danach aus. Die Spitze beendete bei 10 km in 28:05 die Streckenpassage auf dem Festland und lief jetzt mit Kurs zu einer Zeit von 59:13 auf das Inselsegment. 15 Läufer lagen hier noch in der Spitzengruppe, die über 12 km in 33:49 nach 13km in 39:23 auseinanderfiel. Dabei war es der mit 59:09 weltjahreschnellste Alexander Mutiso Munyao (KEN), der sich absetzen konnte und dabei die Spitzengruppe völlig sprengte. Nach 15 km in 42:04 lag Mutiso 56 Sekunden über Weltrekord-Tempo, aber 6 Sekunden vor Kandie und Leonard Barsoton (KEN), knapp dahinter folgten Mule Wasihun (ETH) und Wanders.
Kibiwott Kandie gewann den RAK Halbmarathon. (c) Livestream/Screenshot
Als Mutiso schon wie der Sieger aussah, machte sich Kandie auf die Verfolgung seines Landsmanns, holte ihn bei 18 km in 50:32 ein und übernahm die Spitze. Schon bald darauf lag Kandie, der beim Lille Halbmarathon im letzten Jahr 59:31 erzielte, allein in Führung, die er bei 20 km in 56:07 auf 8 Sekunden ausbauen konnte, weitere 35 Sekunden später folgte erst Wasihun. Der Lauf war damit entschieden, Kandie gewann in neuer Welt-Jahresbestzeit von 58:58, zum Weltrekord von Geoffrey Kamworor fehlte allerdings fast eine volle Minute. Für Zeiten in diesen Regionen war das Elitefeld der Männern sicher nicht gut genug. Platz 2 ging in 59:16 an Mutiso und Dritter wurde Wasihun in 59:47.
Der Schweizer Julian Wanders konnte seine Topleistung aus dem Vorjahr nicht wiederholen und wurde in 1:00:46 Elfter. Damit liefen 11 Akteure unter 61 Minuten, ein ausgezeichnetes Ergebnis in der Lesitungsbreite. Gut 3000 Teilnehmer waren für den Halbmarathon gemeldet, insgesamt waren am Freitagmorgen im Emirat gut 5000 Läufer auf den Beinen. Bis auf den “Fehlstart”, der eigentlich die Ergebnisse nicht Regel konform erscheinen lässt, erlebte die Veranstaltung unter dem neuen Management eine erfolgreiche Fortsetzung, wobei es sicher angebracht gewesen wäre, auch auf die grandiosen Leistungen der Vorgänger hinzuweisen, die die Weltgeltung der RAK Halbmarathon begründet hatten.
Die Erstplatzierten der Männer im RAK Halbmarathon. (c) Livestream/Screenshot
Bezüglich des “Fehlstarts” sei noch anzumerken, dass bei professionellen Events dieser Güte endlich Schluss damit sein muss, dass irgenwelche Honoratioren (hier: Seine Highness Sheikh Saud bin Saqr Al Qasimi ) in völlig unprofessioneller Weise das Startsignal geben. Das ist “Disneyland-Niveau” und gehört (bei Golden Label Events und eigentlich überall!!) schleunigst abgeschafft.
Gesamtergebnis Halbmarathon: | |||
1. | Kibiwott KANDIE | KEN | 58:58 |
2. | Alexander Mutiso MUNYAO | KEN | 59:16 |
3. | Mule Wasihun LAKEW | ETH | 59:47 |
4. | Alfred Chelal BARKACH | KEN | 59:49 |
5. | Vincent Kibor RAIMOI | KEN | 59:51 |
6. | Leonard BARSOTON | KEN | 1:00:02 |
7. | Gabriel Gerald GEAY | TAN | 1:00:09 |
8. | Joseph Karanja N’GAN’GA | KEN | 1:00:13 |
9. | Maxwell Kortek ROTICH | UGA | 1:00:20 |
10. | Abdallah Kibet MANDE | UGA | 1:00:35 |
11. | Julien WANDERS | SUI | 1:00:46 |
12. | Edwin Kiprop KIPTOO | KEN | 1:01:05 |
13. | Solomon B. WELDESLASSIE | ETH | 1:01:10 |
14. | Lemawork K. WELDEAREGAYE | AUT | 1:04:00 |
15. | Mengistu Nigatu MESKELU | ETH | 1:04:08 |
16. | Ababel Yeshaneh BRIHANE | ETH | 1:04:31 |
17. | Geoffrey Kipsang PYEGO | KEN | 1:04:32 |
18. | Brigid Jepchirchir KOSGEI | KEN | 1:04:49 |
19. | Rosemary Wanjiru MONICAH | KEN | 1:05:34 |
20. | Evaline CHIRCHIR | KEN | 1:06:01 |
21. | Joan Chelimo MELLY | KEN | 1:06:16 |
22. | Yalemzerf Yelahun DENSA | ETH | 1:06:35 |
23. | Magdalena Crispin SHAURI | TAN | 1:06:37 |
24. | Vivian Jerono KIPLAGAT | KEN | 1:06:38 |
25. | Degitu Azimeraw ASIRES | ETH | 1:07:02 |
26. | Ismail SSENYANGE | UAE | 1:07:23 |
27. | Fancy CHEMUTAI | KEN | 1:08:02 |
28. | Melat Yisak KEJETA | GER | 1:08:56 |
29. | Tadu Teshome NARE | ETH | 1:09:57 |
30. | Paul MUTURI | KEN | 1:10:06 |
Ergebnis Halbmarathon der Frauen: | |||
1. | Ababel Yeshaneh BRIHANE | ETH | 1:04:31 WR |
2. | Brigid Jepchirchir KOSGEI | KEN | 1:04:49 (WR) |
3. | Rosemary Wanjiru MONICAH | KEN | 1:05:34 |
4. | Evaline CHIRCHIR | KEN | 1:06:01 |
5. | Joan Chelimo MELLY | KEN | 1:06:16 |
6. | Yalemzerf Yelahun DENSA | ETH | 1:06:35 |
7. | Magdalena Crispin SHAURI | TAN | 1:06:37 |
8. | Vivian Jerono KIPLAGAT | KEN | 1:06:38 |
9. | Degitu Azimeraw ASIRES | ETH | 1:07:02 |
10. | Fancy CHEMUTAI | KEN | 1:08:02 |
11. | Melat Yisak KEJETA | GER | 1:08:56 |
12. | Tadu Teshome NARE | ETH | 1:09:57 |
13. | Gerda STEYN | RSA | 1:10:55 |
14. | Camilla RICHARDSSON | FIN | 1:12:46 |
15. | Annemari SANDELL | FIN | 1:14:27 |
Liste der Eliteathleten (Startnummern): | |||||
2 | Mule Wasihun LAKEW | ETH | 59:34 | Ras Al Khaimah 2019 | |
4 | Julien WANDERS | SUI | 59:13 | Ras Al Khaimah 2019 | |
6 | Andamlak Belihu BERTA | ETH | 59:10 | Delhi 2019 | |
7 | Alexander Mutiso MUNYAO | KEN | 59:09 | Stanta Pola 2020 | |
8 | Solomon Berihu WELDESLASSIE | ETH | 59:17 | Delhi 2019 | |
9 | Amdework Walelegn TADESE | ETH | 59:22 | Delhi 2018 | |
10 | Edwin Kiprop KIPTOO | KEN | 59:26 | Delhi 2015 | |
11 | Kibiwott KANDIE | KEN | 59:31 | Lille 2019 | |
12 | Vincent Kibor RAIMOI | KEN | 1:00:10 | Mailand 2019 | |
13 | Abdallah Kibet MANDE | UGA | 1:00:14 | Venlo 2018 | |
14 | Enyew Mekkonen ALEM | ETH | 1:01:14 | Porto 2019 | |
15 | Maxwell Kortek ROTICH | UGA | 1:01:11 | Lissabon 2019 | |
16 | Joseph Karanja N’GAN’GA | KEN | 1:01:14 | Adana 2020 | |
17 | Abdelaati IGUIDER | MAR | Debüt | ||
18 | Leonard BARSOTON | KEN | 59:09 | Valencia 2019 | |
19 | Mokesa Mengesha TOLOSA | ETH | Debüt ? | ||
20 | Alfred Chelal BARKACH | KEN | 59:46 | Delhi 2019 | |
21 | Gabriel Gerald GEAY | TAN | 59:42 | Houston 2020 | |
41 | Yives SIKUBWABO | CAN | 1:05:39 | Houston 2018 | |
42 | Lemawork Ketema WELDEAR. | AUT | 1:03:57 | Valencia 2018 | |
43 | Peter HERZOG | AUT | 1:03:22 | Valencia 2018 | |
44 | Shadrack KEBENEI | KEN | |||
45 | Zouhair OUMOUSSA | FRA | 1:08:29 | Monbeliard 2019 | |
46 | Wily Ngetich KIMUTAI | KEN | 1:03:10 | Arrezzo 2003 | |
47 | Matthew Keeney WILLIAMS | USA | |||
81 | Weldon Kipkirui LANGAT | KEN | Pace | ||
82 | Nibret Melak BOGALE | ETH | Pace | ||
83 | Geoffrey Kipsang PYEGO | KEN | Pace | Brigid Kosgei | |
84 | Daniel Ndiritu GATHERU | KEN | Pace | ||
85 | Gilbert Kipkorir KIMUNYAN | KEN | Pace |
Liste der Eliteathletinnen (Startnummern): | |||||
101 | Brigid Jepchirchir KOSGEI | KEN | 1:05:28 1:04:28 |
Manama 2019 Newcastle 2019* |
|
102 | Fancy CHEMUTAI | KEN | 1:04:52 | Ras Al Khaimah 2018 | |
103 | Joan Chelimo MELLY | KEN | 1:05:04 | Prag 2018 | |
104 | Peres JEPCHIRCHIR | KEN | 1:05:06 | Ras Al Khaimah 2017 | |
105 | Netsanet Gudeta KEBEDE | ETH | 1:05:45 | Ras Al Khaimah 2019 | |
106 | Ababel Yeshaneh BRIHANE | ETH | 1:05:46 | Kopenhagen 2018 | |
107 | Evaline CHIRCHIR | KEN | 1:06:22 | Kopenhagen 2019 | |
108 | Meseret Defar TOLA | ETH | 1:07:23 | New Orleans 2013 | |
109 | Vivian Jerono KIPLAGAT | KEN | 1:06:55 | Lissabon 2019 | |
110 | Rosemary Wanjiru MONICAH | KEN | 29:50 | Debüt (10 km) | |
112 | Degitu Azimeraw ASIRES | ETH | 1:06:07 | Ras Al Khaimah 2019 | |
113 | Yalemzerf Yelahun DENSA | ETH | Debüt ? | ||
114 | Melat Yisak KEJETA | GER | 1:08:41 | Venlo 2018 | |
115 | Megertu Alemu KEBEDE | ETH | 1:06:43 | Kopenhagen 2019 | |
116 | Helen Bekele TOLA | ETH | 1:06:45 | Istanbul 2019 | |
141 | Tadu Teshome NARE | ETH | Debüt ? | ||
142 | Gerda STEYN | RSA | 1:11:54 | Port Elizabeth 2019 | |
143 | Annemari SANDELL | FIN | 1:10:04 | Zürich 2010 | |
144 | Magdalena Crispin SHAURI | TAN | 1:14:57 | Moshi 2017 |